Glaukom – die oft unbemerkte Augenerkrankung

Das Glaukom – auch Grüner Star genannt – ist eine weit verbreitete Augenerkrankung, die perspektivisch zur Erblindung führen kann. Früherkennung kann davor schützen. Leider wird der Grüne Star oft lange Zeit nicht bemerkt.

Hohe Dunkelziffer

Die Dunkelziffer unerkannter Glaukomfälle liegt in Deutschland bei zirka 56 Prozent. D. h., mehr als jeder zweite Betroffene weiß nichts von diesem tückischen Augenleiden. Daher empfiehlt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) anlässlich der Welt-Glaukom-Woche zu regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen. Denn eine rechtzeitige Diagnose und Therapie könne das Glaukom deutlich verlangsamen und weiteren Sehverlust verhindern, heißt es von Seiten der Fachgesellschaft.

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Grüner Star: Neue Therapie mit Mini-Implantat

Die Augenkrankheit Grüner Star, auch Glaukom genannt, wurde bisher mit Tropfen behandelt oder musste gar operiert werden. Neuerdings stehen als weitere Therapiemöglichkeit Mini-Implantate zur Verfügung.

Ohne Behandlung führt Glaukom zur Erblindung

Rund 2,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einem Grünen Star oder befinden sich im Frühstadium dieses Augenleides, das vor allem Patienten in der zweiten Lebenshälfte betrifft. Ohne Behandlung führt dieses Glaukom zur Erblindung, weil es den Sehnerv immer weiter schädigt. Ursache ist eine Abflussstörung des Kammerwassers, das den Augapfel dann zunehmend unter Druck setzt.

Bisherige Behandlungsmethoden

Die meisten Glaukom-Patienten werden bislang mit Tropfen behandelt, die den Augeninnendruck senken. „Doch diese Therapie reicht nicht bei allen aus“, erläutert Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. „Mangelnde Wirksamkeit, aber auch Allergien gegen die Medikamente oder Konservierungsmittel, die zu gereizten Augen führen, sowie schlicht und einfach Vergesslichkeit können den Behandlungserfolg gefährden.“ In diesen Fällen rieten die Augenärzte dann häufig zu einem größeren operativen Eingriff, um das sich stauende Kammerwasser besser abfließen zu lassen und für eine Druckentlastung zu sorgen.

Neue Mini-Implantate dünn wie ein Haar

Seit Kurzem stehen nun Mini-Implantate zur Verfügung, die über einen kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt werden. „Sie haben die Form winziger Röhrchen, nicht dicker als ein menschliches Haar, durch die das gestaute Kammerwasser aus dem Auge auf elegante Weise herausgeleitet wird“, erklärt Pfeiffer, Experte der Glaukom Sektion der DOG. Die Augenchirurgen platzieren die Mini-Stents in die feinen Abflusskanälchen des Kammerwassersystems, unter die Lederhaut oder unter die Bindehaut. Die Öffnung durch den Chirurgen ist so klein, dass sie nicht genäht werden muss. „Daher dauern diese Eingriffe auch deutlich kürzer als herkömmliche Operationen“, sagt Pfeiffer. Die Experten nennen das „Minimalinvasiver Glaukomchirurgie (MIGS)“.

Besonders geeignet bei mittelstarkem Grünen Star

Die Implantate sind vor allem geeignet für Patienten, die unter einem mittelstark ausgeprägtem Glaukom leiden, bei denen also noch keine oder nur geringe Gesichtsfeldausfälle eingetreten sind“, betont DOG-Experte Pfeiffer. „Die Implantate haben im Übrigen wenig Nebenwirkungen, sind nach bisherigen Erfahrungen gut verträglich“, so Pfeiffer. Erste Auswertungen zeigen, dass die Mini-Stents den Augeninnendruck dauerhaft senken und die Häufigkeit des Augentropfens stark reduzieren können. „Das ist für viele Patienten ein großer Gewinn“, resümiert der Experte.

Bekanntlich ist keine Therapie passend für alle Betroffenen. Das gilt auch beim Grünen Star. Wenn der Glaukomschaden beispielsweise sehr weit fortgeschritten ist oder die Augeninnendruckwerte besonders hoch liegen, wird nach wie vor eine größere Operation notwendig sein.

Zur Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft (DOG)

Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Gefahr für Augen und Lebensqualität durch Grünen Star

Bonn – Bei der Augenerkrankung Glaukom, auch „Grüner Star“ genannt, nehmen Sehnerv und Netzhaut dauerhaft Schaden. Das führt zu Ausfällen im Gesichtsfeld, beeinträchtigt das Sehvermögen und schränkt zusätzlich die Lebensqualität ein. Davon betroffen sind in Deutschland Schätzungen zufolge rund 970 000 Menschen. Bei weiteren 1,2 Millionen ist die Krankheit noch im Frühstadium, sodass sich der Sehverlust aufhalten ließe – vorausgesetzt er wird erkannt. Die Stiftung Auge fordert deshalb bessere Früherkennung und mehr Hilfsangebote, die sehbehinderten Menschen ein eigenständiges Leben ermöglichen.

Beste Therapie und professionelle Unterstützung notwendig

Wie das Fachmagazin Ophtalmology jetzt berichtete, untersuchten kalifornische Experten über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren das Sehvermögen von 236 Glaukom-Patienten, die bereits einen Gesichtsfeldverlust erlitten hatten. Mithilfe von Fragebögen analysierten sie die Lebenssituation der Betroffenen wie beispielsweise Nah- und Fernsicht, Schmerzen, Fahrtüchtigkeit, Farbensehen, soziales Umfeld, Hilfsbedürftigkeit und psychische Probleme. Die Ergebnisse zeigen: je größer die Ausfälle im Gesichtsfeld, desto geringer die Lebensqualität. „Die Studie unterstreicht, dass Glaukom-Patienten nicht nur die bestmögliche Therapie brauchen, sondern auch professionelle Unterstützung, um den Alltag zu bewältigen“, betont Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge aus Bonn.

Pflegebedürftig durch Grünen Star

Bei einem Gesichtsfeldverlust können die Betroffenen zunächst Gegenstände am Rand des Gesichtsfeldes nicht mehr wahrnehmen. Je weiter die Erkrankung voranschreitet, desto mehr schrumpft das Gesichtsfeld. Vor allem Ausfälle in der Mitte behindern die Betroffenen stark, wie die amerikanische Studie zeigt: Lesen oder Treppensteigen werden nahezu unmöglich, sogar gefährlich. „Der Patient erkennt Hindernisse wie Türrahmen oder Stufen zu spät, stolpert, stürzt und stößt oder verletzt sich sogar schwer“, beschreibt Professor Holz. So bestünde die Gefahr, dass Patienten infolge der Sehbehinderung pflegebedürftig werden und weniger aktiv am Leben teilhaben oder gar vereinsamen.

Kassen zahlen nicht für Vorsorgeuntersuchung 

Oft macht sich ein Glaukom erst bemerkbar, wenn der Sehnerv bereits dauerhaft beschädigt ist. „Das Tragische ist, dass die Erkrankung lange Zeit ohne spürbare Symptome verläuft und die Ausfälle nicht umkehrbar sind“, sagt Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz und Vorstandsmitglied der Stiftung Auge. Aber die Augenheilkunde hält Therapiemöglichkeiten vor, mit denen das verbliebene Sehvermögen erhalten werden kann. Um langfristige Schäden zu verhindern, empfiehlt der Experte die Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt – insbesondere dann, wenn ein anderes Familienmitglied bereits betroffen ist. „Für eine gründliche Vorsorge sollte der Arzt regelmäßig den Augeninnendruck messen, den Sehnerv und bei Verdacht auf Glaukom auch das Gesichtsfeld untersuchen“, sagt Professor Holz.

Die Untersuchung ist schmerz- und nebenwirkungsfrei. Die Kosten für eine reine Vorsorgeuntersuchung muss der Patient in Deutschland allerdings selbst tragen. „Die Kassen erstatten diese sehr sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen des Sehnervs und des Augeninnendruckes bisher leider nicht“, bedauert Professor Pfeiffer.

Und hier gehts zum Artikel über die Studienergebnisse in der Zeitschrift Ophtalmology http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(15)01268-3/abstract