Am 23. September des vergangenen Jahres gab es hier auf der „SCHÖNEN ECKE“ unter dem Titel: „Über Schnäpse, Whisky und ein Schlückchen Lebenswasser“ eine kleine genießerische Kolumne zum vermeintlichen Elixier der Hundertjährigen. Hier nun eine ebenso kleine Fortsetzung, die whiskygeografisch an einem unerwarteten Ort endet.
Whisky aus dem Wilden Westen
Den ersten Input in Sachen Whisky bekam der Autor in jener fernen Zeit, als er noch kein Großstadtwanderer, Weltenbummler oder Genießer war, sondern ein halbwüchsiger Junge. Natürlich erfolgte dieser Input nicht per Flasche, sondern im Kino, wo in den good old Fifties immerzu Cowboys über die Leinwand ritten, weil sie irgendwo Whisky trinken wollten. Ansonsten hatten die wohl kaum was zu tun, höchstens ab und zu mal ein bisschen Boxen und Ballern und dann wieder Whisky trinken.
Whisky aus der Zauberküche der Druiden
Tolles Leben, fand der Junge und er beschloss, später auch in den Wilden Westen zu gehen um ein Whisky trinkender Cowboy zu werden. Sein Vater war über diesen Wunsch entsetzt, seine Mutter lachte sich kaputt und der Junge wusste nicht, was daran so komisch war, denn er meinte es völlig ernst. Nebenbei setzte sich in seinem Kopf auch der Gedanke fest, dass Whisky ein reines Wild West Produkt war, wodurch dieses geheimnisvolle Getränk noch eine ganz besonders romantische Aura bekam. Als der Junge dann im Laufe des Heranwachsens jedoch erfuhr, dass dieser Zaubertrank der Cowboys seinen Ursprung in Schottland hatte, kippten die trinkfesten Westernhelden allesamt schlagartig vom Sockel. Lag natürlich am Whisky, dessen Wirkung der Junge inzwischen kannte, weil er heimlich mal einen in Tante Elsas Kneipe probiert hatte.
Nun hatte der Autor noch im Zuge des erwachsen Werdens akzeptiert, dass Whisky kein authentisches Westerngetränk war, sondern eins mit eindeutig keltischen Wurzeln. Vielleicht hatten die Druiden ihn ja erfunden, die laut Asterix bekanntlich allerlei Zaubertränke auf Lager hatten. Damit aber war die Whisky Odyssee längst noch nicht am Ende, denn dieses Lebenswasser mochte sich auch an die Grenzen des aktuellen schottisch-irischen Keltentums nicht halten.
Nicht nur Cowboys und Druiden machen Whisky
Inzwischen zum genießenden Großstadtwanderer gereift, hatte der Autor auf seinen langen Touren längst erfahren, dass Whisky auch von Leuten produziert werden kann, die weder Cowboys noch Druiden sind. Dass er aber ausgerechnet im Fränkischen plötzlich vor dem Laden eines ausgewachsenen Whiskybrenners stand, hätte er nun doch nicht erwartet. Der macht einige Sorten puren Single Malt, die weder verschnitten, gefärbt oder irgendwie zusammengemischt wurden und, soweit der Großstadtwanderer seiner Zunge und seinem Gaumen trauen darf, ein leicht holziges Aroma ahnen lassen. Zumindest bezieht sich das auf die zwei Sorten, die der Großstadtwanderer probiert hat. Jedenfalls keine schlechte Überraschung, im von Bier und Wein verwöhnten Frankenland auch noch einen interessanten Whisky probieren zu können.
Der Laden steht in einem Dorf namens Neuses in der Fränkischen Schweiz, heißt Blaue Maus und war wie der unerwartete Malt Whisky ebenfalls eine Überraschung. Das Lokal sah nämlich nicht aus wie eine fränkische Bauernstube, sondern hatte das Outfit einer norddeutschen Seemannskneipe.
Okay, für Alle, die es näher interessiert: Zur Website des fränkischen Whiskybrenners geht es hier….