Unter dem Titel „Blindlinks ins Abenteuer“ hatte ich im September 2019 meinen ersten Versuch zum Schreiben eines Romans gestartet, bin dann allerdings beim Urknall hängen geblieben. Nun ist mir der Urknall wie üblich völlig ungeplant mal wieder in die Hände gefallen und zwar in Form einer Rückbesinnung auf meine frühe Kindheit. Damals, im Jahre 1953, fand nämlich ein Urknall als eine Art Erweckungserlebnis für meine Familie und mich statt. Vorher hatte nämlich einschließlich meiner damals noch sehr winzigen Person kein Mensch bemerkt, dass ich so gut wie nichts sehen konnte. Glaubt mir heute zwar niemand, ist aber plausibel: Einem kleinen blind geborenen Kind fällt das Fehlen der Sehfähigkeit nicht auf, weil es gar nicht weiß, was Sehen ist. Es lernt sich mit Hilfe der anderen Sinne gut und zielstrebig zu orientieren. Das klapp prima – selbst der Griff nach dem Fläschchen ist bald Routine. Und wenn das blinde Kind beim herum balgen nicht ganz unabsichtlich im schlammigen Graben landet, ist das kein Hinweis auf die fehlende Sehfähigkeit, weil die sehenden Kinder ebenfalls den Weg in den Matsch gefunden haben. Da muss schon ein spezielles Ereignis her, um die Erwachsenen zu der lakonischen Aussage zu verleiten die da lautet: „Der Junge sieht nüscht.“
Urknall
Blindlings ins Abenteuer oder: Vom Versuch, einen Roman zu schreiben
Seit Ewigkeiten versuche ich einen Roman über meine unglaublichen Abenteuer zu schreiben. Doch auf der Suche nach dessen Anfang lande ich immer wieder beim Urknall. Er allein ist schließlich schuld daran, dass es mich und diesen beknackten Plan überhaupt gibt sowie meine Unfähigkeit, ihn zielstrebig in ein Buch mit Weltbestseller-Status zu verwandeln. Um mit dem ersten kosmischen Startschuss zu beginnen, bräuchte ich allerdings mehr Zeit, als seit jenem Ereignis vergangen ist. Sie wird ohnehin langsam knapp, was nicht an meinem Lebensalter liegt, sondern an dem voll gepfropften Terminkalender. Momentan muss ich zum Beispiel beim Retten der Welt helfen, einen neuen Lästersong über Weihnachten ausbrüten und die Quelle der Spree suchen, die kaum ein Berliner kennt. Außerdem will die Kleene von nebenan mal wieder massiert werden und der Gerichtsvollzieher hat sich auch für heute angekündigt. Ein guter Freund von mir, der öfter mal vorbeischaut…