Gestern kam die weiße Pracht…
und ging dann wieder über Nacht
Gestern kam die weiße Pracht…
und ging dann wieder über Nacht
Der Winter ist nun doch noch gekommen, es fallen sogar Flocken vom Himmel und Schneefegen ist auch angesagt. Natürlich mit dem Besen vor der Haustür oder dem Handfeger auf dem Autodach. Doch Schneefegen ist sehr viel mehr – nämlich ein meteorologisches Phänomen.
Selbiges ergibt sich, wenn der wilde Winterwind gar heftig den Schnee durch die Gegend fegt. Dieses Geschehen darf aber nur unterhalb der Augenhöhe des Betrachters stattfinden. Setzt es sich jedoch aufsteigend fort – womöglich noch über das Haupt des Betrachters – spricht der kundige Meteorolog von Schneetreiben. Die Definition des wintrerlich stürmischen Geschehens ist damit nicht ofjektiv, sondern abhängig von der Körpergröße des Betrachters. Ist dieser ein fünfjähriges Kind, wird er schon sehr schnell vom Schneetreiben sprechen müssen – während der Basketballspieler noch lange auf ein fröhliches Schneefegen herabblickt. Ich aber muss jetzt ganz schnell raus und mit dem ollen Besen Schnee fegen, weil das stundenlange Schneefegen den ganzen Schnee in meine Hofeinfahrt gefegt hat. Verdammt flotter Feger, dieser Schnee…
Gestern sah es im Bautzener Stadtteil Gesundbrunnen noch wie im Frühling aus. Nur ganz zaghaft materialisierte am blauen Himmel ein Geist, der ein bisschen nach nahendem Winter aussehen wollte.
Doch am heutigen Morgen beim Blick aus dem Fenster zeigte sich die vorsichtige Ankunft des Winters als weißer Puder auf den Dächer der Autos.
Auch der Postplatz war leicht beschneit….
…und die berühmte Aussicht auf die Stadt der Türme von der Friedensbrücke aus offenbarte ein leicht winterliches Bild.
Ein Hauch von Winter über der tausendjährigen Stadt – doch wer weiß wie lange…
Ich wollte Skigeschichten schreiben in diesem Winter. Doch die wollen mir einfach nicht aus der Feder flutschen, weil das winterliche Feeling nur noch vage Erinnerung an vergangene Zeiten ist. Damals lagen im Harz oder im Bayrischen Wald zwei bis vier Meter Schnee und sogar mitten in Berlin konnte ich in die Loipe steigen. Hey Leute, das war doch wirklich mal so, oder ist es nur der übertriebene Traum eines begeisterten Winterfreundes, für den es kein Halten gab, wenn Schnee und Eis den Wald in ein Märchenland verwandelten?
Manchmal glaub ich wirklich, die Erinnerung will mich veräppeln – wie jetzt gerade in Altenberg. Ich war bisher immer der Meinung gewesen, dass ich auch dort schon oft auf schnellen Brettern unterwegs war, um bis weit hinein ins Tschechische meine Doppelspur zu ziehen. Kann ich mir jetzt aber garnicht mehr vorstellen, denn in Altenberg fällt dichter Regen vom Himmel und der Eiskanal, wo gerade die Bobfahrer unterwegs sind, ist zur Wasserleitung verkommen. Da muss mit viel Energieeinsatz dafür gesorgt werden, dass wenigstens ein Bisschen Eis im Kanal bleibt – sonst müssten die Protagonisten der schnellen Kufen ins Kanu steigen.
Und dann die Fernsehbilder vom Biathlon in Hochfilzen. Da zieht sich ein schmales weißes Band durch grüne Wiesen und Wälder. Der entsprechende Schnee stammt aus „übersommerten“ Beständen oder wurde „frisch geschossen“ wie Kati Willhelm es formulierte. Letzteres mag zwar sprachlich zu den Biathleten passen – aber die würden bestimmt auch lieber über echten frischen Schnee skaten statt auf den harten Kunstkristallen aus der Kanone.
Diese Kanonen stehen übrigens längst überall in den Skigebieten herum, wandern immer höher und haben sogar schon Bereiche erobert, wo sich vor dreißig Jahren noch das Reich der Gletscher ausdehnte. Weiße Pracht nur noch als technisches Kunstprodukt…
Ja verdammt, ich gehöre auch zu diesen Winter- und Skibegeisterten. Doch ich mag nicht in diese Kunstschneelandschaften gehen. Dort käme ich mir fast vor ein ein Leichenfledderer, denn der Winter, mein guter alter Freund, scheint mit unserer tatkräftigen Hilfe zu sterben. Dabei hätte ich so gerne, während des Gleitens über die weiße Pracht, neue Skigeschichten ausgeheckt. Stattdessen kann ich im Garten blühende Blumen bewundern…