Warum nicht: Mobilfunkanbieter will die Welt per Telefon verbessern

Spickzettel auf dem SmartphoneBeim Telefonieren quasi als Nebeneffekt soziale und gemeinnützige Projekte unterstützen klingt wie eine gute Idee. Umsetzen will sie der neue Mobilfunkanbieter „goood“ mit drei o, warum auch immer. Dafür wurde auf der Plattform startnext eine Crowdfunding Kampagne aufgelegt, die bislang überraschend erfolgreich läuft.

Potential für soziale Projekte?

Smartphones gehören längst zum Alltag, fast alle rennen mit so einem Ding durch die Gegend oder besitzen zumindest ein Old School Handy. Die allgemeine Ausstattung der Bevölkerung mit solchen Geräten hat In Deutschland bislang 115 Mio. Mobilfunkverträge ergeben. Daraus ergeben sich nach Meinung der Macher von goood enorme Potenziale um sozial zu wirtschaften. Das soll erreicht werden, indem zehn Prozent des Grundentgeltes an gemeinnützige Organisationen gehen, wobei dieser Spendenbetrag nicht etwa aufgeschlagen, sondern bereits im Grundentgelt enthalten ist. Jeder Kunde soll selbst entscheiden können, welche Organisation er unterstützen möchte, ohne zusätzliche Kosten. Darüber hinaus werden 25 Prozent der Profite des Unternehmens in soziale Start-Ups reinvestiert.

Starke Worte

Die Impact-Überlegung des Unternehmens ist einfach, wie Claudia Winkler, ehemalige internationale Marketingvorständin der Telekom Austria Gruppe und Gründerin von goood mit starken moralisch aufgeladenen Worten erklärt. „Unsere Vision“, so die einstige For-Profit-Managerin, „ist eine Gesellschaft, die auf Respekt, Verantwortung und Anteilnahme aufbaut“. Ziel sei es, „gemeinsam mit unseren Kunden den größtmöglichen Impact zu schaffen. Wenn nur ein Prozent der deutschen Mobilfunkkunden zu goood wechselt, können innerhalb der nächsten fünf Jahre 40 Mio. Euro für gemeinnützige Projekte generiert werden, die uns und unseren Kunden am Herzen liegen.“

Non-Profit-Partner mit im Boot

Hört sich spannend und durchaus sympathisch an und es gibt auch bereits Non-Profit-Organisationen – u. a. aus den Bereichen Bildung und Kultur, Kinder und Jugend oder Integration und Soziales, die sich dafür interessieren oder als Partner dabei sind. Dazu zählt z. B. das Deutsche Kinderhilfswerk, das goood bereits im Rahmen der Crowdfunding Kampagne unterstützen will. Diese Crowdfunding-Kampagne, bei der jede 5 Euro Spende an das Kinderhilfswerk durch goood verdoppelt werden soll, läuft noch bis einschließlich 30. Oktober 2016. Mit jedem Beitrag, der über das Crowdfunding-Ziel hinausgeht, will goood die Zusammenarbeit mit und die Unterstützung für gemeinnützigen Organisationen noch erweitern.

Und überhaupt…

…einfach mal per Telefon die Welt verbessern?

Als Mobilfunkkunde kann man sich für ein solches Angebot durchaus interessieren. Zumindest könnte es sich lohnen, die Entwicklung von goood zu beobachten und warum sollte es nicht sinnvoll sein, während des Telefonierens indirekt für Non-Profit-Projekte oder den Verein um die Ecke zu spenden.

Ein bisschen unangenehm ist jedoch dieser simplifizierende Reklametonfall, den goood offenbar gerne pflegt. Beispielsweise auf diesem winzigen Videoklip, wo ein Gruppenbild mit Dame „einfach mal die Welt verbessern“ als Werbebotschaft präsentiert. Wäre ja toll, wenn die Verbesserung der Welt einfach per Telefon passieren könnte. Doch elementare Probleme der Menschheit wie etwa Krieg, Klimawandel und Rassismus werden sich nicht weg telefonieren lassen.

Bestenfalls kommen bei dem goood-Projekt ein paar Startgroschen für Start Ups und ein bisschen Finanzhilfe für gemeinnützige Organisationen zusammen. Wenn das klappen würde, wäre das doch auch schon erfreulich und ein gutes Argument für diesen Mobilfunkanbieter, falls die übrigen Konditionen annehmbar sind. Doch der Bezug auf die Verbesserung der ganzen Welt, hinein gepfriemelt in einen banalen Reklameslogann löst eher Langeweile oder gar Misstrauen aus. Er klingt wie eine Adaption aus der Waschmittelwerbung – und die hatte ihre Glaubwürdigkeit schon vor fünfzig Jahren eingebüßt. „Einfach mal die Welt verbessern“ klingt daher nicht wie eine positive Botschaft, sondern eher wie ein Appell an besonders einfache Gemüter. Oder soll der Slogan als Parodie blöder Reklamesprüche einen Hauch von Heiterkeit ins Netz bringen zumal er auch auf der Seite von goood zum Besten gegeben wird…

Ach ja, noch was:

Einen bescheidenen Vorschlag zur Verbesserung gibt’s hier noch. Er bezieht sich jedoch nicht auf die Welt, sondern nur auf die Seite von goood. Sie ist bislang für Menschen, die wenig oder gar nicht sehen können, keineswegs barrierefrei. Kann man mit relativ wenig Aufwand entsprechend anpassen und wäre ein sinnvoller Beitrag zum Thema Inklusion, was ja auch eines der brennenden Themen unserer Zeit ist.

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