Nicht alles, was da glänzt, muss Gold sein, doch sorgt Gold auch schon für Glanz, wenn das edle Metall gar nicht mit im Spiel ist. Allein das Wort ist voller Kraft und Zauber und verleiht einer Sache, einem Gegenstand, gar einem Menschen den Rang des Besonderen.
So wird ein simpler Fruchtgummi als Goldbärchen zum Verkaufshit und der goldene Herbst ist natürlich viel verheißungsvoller als der schnöde Lebensabend. Goldschätze sind sicher auch manchmal in der Erde vergraben und wer sie findet, ist ein Goldjunge. Mancher Goldjunge hat zwar kein Edelmetall, dafür aber ein goldenes Herz gefunden. Selbiges pocht in der Brust der Schönsten unter den Schönen, die der glückliche Goldjunge Goldschatz nennt. Sicher hat er auch ein goldenes Händchen bei der Gestaltung schöner Geschenke zur goldenen Hochzeit.
Gold ist also in aller Munde – nicht nur als Goldbärchen oder Goldzahn, sondern in Form zahlloser Wortkombinationen. Die Sprache hat sich der Macht des edlen Metalls bedient und kein Superlativ ist in der Lage, diesem kleinen Wort aus vier Buchstaben den Rang abzulaufen. Womit sollten die goldene Regel und die goldene Mitte getoppt werden – oder gar der goldene Schnitt? Dem goldenen Zeitalter kann eh nichts besseres mehr folgen und das goldene Alpenglühen erfüllt die Herzen und Sinne mit Wärme und Licht noch im Dunkel der Nacht.
Darauf einen kleinen Schluck des goldenen Edelstoffes. Auch wenn es nur ein Bier mit Kupferglanz ist, hat sein Funkeln im Schein der Mittagssonne den Zauber des Goldes. So konnte sich sogar ein simpler weißer Wein auch schon mal Goldenener Oktober nennen und die Goldkrone hat vielleicht sogar einer auf dem Kopf doch andere trinken eine solche aus der Schnapsbrennerei im sächsischen Wilthen bis zum Umfallen. Mag sein, dass sie dann einen goldenen Rausch haben, aber keineswegs den Goldrausch. Der begnügt sich nicht damit, ein paar fröhliche Zecher zu benebeln, sondern ergreift die halbe Menschheit, um sie im Goldfieber taumelnd durch die ganze Welt zu jagen. Einer findet dann vielleicht den großen Klumpen. Doch wenn er Pech hat, ist es wieder nur Katzengold. Das aber ist und bleibt trotz des magischen Wortes nichts weiter als Pyrit und damit der größte Reinfall aller Goldgräber. Selbige können übrigens ansich nur in deutschsprachigen Landen dem Goldrausch verfallen. Amis und Engländer hingegen müssen im Goldgedränge auf die Goldhatz gehen, was in ihrer Sprache Goldrush heißt woraus sich jedoch selbst bei freiester Interpretation der englischen Sprache kein Goldrausch machen lässt.
So gibt es also auch bei goldenen Worten schon mal einen Fehler. Die Goldene Bulle gehört aber nicht dazu denn es handelt sich dabei keineswegs um den Vater des goldenen Kalbes, sondern um ein mittelalterliches Gesetzbuch. Auf dessen Deckel prangt das Goldene Siegel, das auf lateinisch „aurea bulla“ heißt.
Während also Gold allein als Wort schon überirdischen Glanz versprüht, hat ein Geschäftsmann, der beispielsweise Goldbärchen gut verkauft, selbige nicht vergoldet, sondern nur versilbert. Doch das ist ein anderes Thema…