Dada ist als DADA DATA wieder da – als interaktives Online Portal

Strasbourg (ots) Dada ist wieder da und zieht als DADA DATA auch im digitalen Zeitalter zahlreiche Besucher aus der ganzen Welt auf das neue interaktive Portal. Seit der Veröffentlichung am Freitag verzeichnete DADA DATA bereits in den ersten vier Tagen über 120.000 Aufrufe. Der an DADA DATA beteiligte Sender ARTE freut sich besonders über den internationalen Zuspruch: 45% der Besucher kamen aus Frankreich, 20% aus Deutschland und bemerkenswerte 35% aus dem internationalen Raum – davon 20% aus den USA.

DADA DATA stellt, wie die Kunstbewegung damals, den grenzüberschreitenden Austausch von Know-How und Kreativität ins Zentrum. Es ist eine moderne, interaktive und transmediale Erzählung mit Collagen, Manifesten, Tweets und Ready Mades. Bis zum 5. März laden jeden Freitag neue interaktive Übungen den User dazu ein, mit sogenannten „Dada-Hacktionen“ Dada kennen zu lernen und zu erfahren. ARTE feiert das Dada-Jubiläum übrigens bimedial: Am Sonntag, den 14. Februar, wird um 17.30 Uhr die Dokumentation Viva Dada von Régine Abadia im TV ausgestrahlt.

DADA DATA, vom Kreativstudio Akufen programmiert und co-realisiert, ist eine internationale Koproduktion der Schweizerischen Radio- und Rundfunkgesellschaft SSR mit ARTE und DOCMINE. Außerdem gehören institutionelle Partner dazu wie Pro Helvetia, die Zürcher Hochschule der Künste und natürlich das Cabaret Voltaire, wo Dada vor hundert Jahren geboren wurde. Die DADA DATA Regisseure sind Anita Hugi und David Dufresne (u.a. zweifacher Gewinner des Grimme Online Awards mit Prison Valey und Fort McMoney).

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Buch über Hugo Ball und das 100. Dada Jubiläum von Thilo Bock

Am 5. Februar 1916 begann im Zürcher Amüsierviertel eine Revolution, die allerdings nichts mit einem gewissen Lenin zu tun hatte, der ebenfalls alldorten auf seinen großen Auftritt wartete. Vielmehr hatte sich eine Gruppe junger Künstler aus halb Europa im Hinterzimmer einer Bierwirtschaft versammelt um ordentlich auf die Pauke der Avantgarde zu hauen. Eingeladen hatten Emmy Hennings und Hugo Ball – sie Sängerin und Muse der Schwabinger Vorkriegsboheme, er ehemaliger Dramaturg an den Münchner Kammerspielen und aufstrebender Dichter. Gekommen waren u. a. Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck und Hans Arp.

Dieses Ereignis mit nachhaltiger Wirkung bis in unsere Tage war auch die Eröffnungsveranstaltung des Cabaret Voltaire. Zwar gab es den Laden nur fünf Monate lang – doch in dieser kurzen Zeit wurde er zum Hotspot der Avantgarde. Hier entstand inmitten des Ersten Weltkrieges Dada und mit ihm die stilprägenden literarischen Innovationen, die den Gattungsfundus der dadaistischen Literatur ausmachten.

Passend dazu erscheint nun (bislang nicht angekündigt!) der großformatige Band „Eine lebendige Zeitschrift gewissermaassen.‘ Hugo Ball und die literarische Bühne“ von Thilo Bock. Darin schildert der Autor fundiert und unterhaltsam die Entstehung des Dadaismus, wobei auch Balls persönliches Scheitern zwischen Katholizismus und Anarchismus nicht unterschlagen wird.

Das Buch ist voraussichtlich ab Freitag allerorten im Buchhandel sowie als ebook in allen einschlägigen Stores erhältlich. Für Eilige ist es schon jetzt auf der Website des Berliner Verbrecherverlages einseh- und bestellbar. (280 Seiten, Broschur, Großformat 38,00 €, als ebook 27 99 Euro).

Der Autor

Thilo Bock wurde 1973 in Berlin geboren und lebt dort bis heute. Er hat Neuere Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaften an der TU Berlin studiert. Das nun erscheinende Buch ist zugleich seine Dissertation. Die literarische Bühne kennt er als langjähriger Aktivist der Berliner Lesebühnenszene. Zudem hat er die Romane „Die geladene Knarre von Andreas Baader“ und „Senatsreserve“ sowie zwei Erzählbände veröffentlicht. Zuletzt erschien sein Freiluftroman „Tempelhofer Feld“ (2014).

Übrigens ist Zürich in diesem Jahr voll im Dada Fieber…

Zürich in diesem Jahr voll im Dadafieber

Im diesem Jahr steht Zürich ganz im Zeichen des 100sten Geburtstages der Künstlerbewegung Dada. Performances, Führungen, Konzerte und Ausstellungen laden das ganze Jahr über zur Auseinandersetzung mit Dada ein. Dada-Begeisterte können sich an historischen Orten auf die Spuren der Dadaisten begeben, die seinerzeit vor Krieg und Verfolgung in die Limmatstadt geflohen waren.

Dada – von Migranten gegründet

Der aus München nach Zürich geflohene Dramaturg Hugo Ball war der Spiritus Rector der Dadaisten. Mit seiner späteren Ehefrau Emmy Hennings gründete er das Cabaret „Voltaire“. Am Abend der Eröffnung (5. Februar 1916) gesellten sich Hans (auch Jean) Arp aus Frankreich, Sophie Taeuber aus Davos sowie Tristan Tzara und Marcel Janco aus Rumänien zu der Truppe, eine Woche später reiste Richard Huelsenbeck aus Berlin an – der harte Kern der Dadaisten war geboren. Alle waren sie gegen den Weltkrieg, gegen Hierarchien, gegen die klassischen bürgerlichen Werte; Unvernunft und Magie proklamierten sie zu ihren höchsten Gütern. Ausgedrückt haben sie dies in Manifesten, in Laut- und Simultangedichten, später in eindrücklichen Collagen, Plastiken und Gemälden. Dank spektakulärer Aktionen wurde Dada bald zur internationalen Bewegung mit Ablegern in Paris, Berlin, Hannover und New York.

Zürich im Dadafieber

Das Cabaret Voltaire (cabaretvoltaire.ch) ist erneut ein Ort des aktuellen Dadafiebers geworden. Es befindet sich an der Spiegelgasse 1 in einem Teil der Zürcher Altstadt, der Niederdörfli genannt wird. Heute findet man im Cabaret Voltaire sowohl ein Museum als auch ein Café und einen Shop. Hier werden vom 5. Februar bis 18. Juli 2016 rund 165 DadaistInnen an 165 Feiertagen gewürdigt. Am 5. Februar eröffnet die Ausstellung „Obsession Dada“, und am 22. Februar können die Zuschauer bei der Verlesung des Eröffnungs-Manifests von Hugo Ball einen historischen Moment nacherleben. Mit dem neuen Stadtplan „Dada Stadt Zürich“ und der „School of Dada“ können Besucher aller Altersgruppen Zürich auf den Spuren der Dadaisten erkunden.

Doch nicht nur im „Voltaire“ als Ursprungsort von Dada wird das Jubiläum gefeiert. Auch andere Häuser und Museen widmen sich dieser Künstlerbewegung. Das Museum Haus Konstruktiv (hauskonstruktiv.ch) beispielsweise beleuchtet vom 25. Februar bis 8. Mai 2016 das dadaistische Erbe aus weiblicher Perspektive. Neben den zeitgenössischen Künstlerinnen Ulla von Brandenburg und Sadie Murdoch sind alte Werke von Sophie Taeuber-Arp, Hannah Höch und Elsa von Freytag-Loringhoven in „Dada anders“ zu sehen. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen rund um das Dada-Jubiläum gibt’s unter www.dada100zuerich2016.ch