Die Kunst des Runden: Hans-Arp-Ausstellung im Kröller-Müller Museum Arnheim

Hans Arp war einer der bedeutendsten Künstler der europäischen Moderne. Insbesondere das Runde stand im Zentrum seines Schaffens. Eine Kunstausstellung im niederländischen Arnheim zeigt zum ersten Mal die Vielschichtigkeit seines Gesamtwerkes zwischen Bildender Kunst und Lyrik… Weiterlesen

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Das war damals Avantgarde: Zwei spannende Ausstellungen in der Kunsthalle Wien

Wien (ots) – Die Kunsthalle Wien betrachtet in ihren Sommerausstellungen wichtige Avantgarde-Bewegungen der Moderne durch das Prisma der zeitgenössischen Kunst. Dazu meint Nicolaus Schafhausen, Direktor der Kunsthalle Wien: „Das Überwinden von Genregrenzen in zeitgenössischen Ausstellungen ist ein Thema, das mich extrem interessiert. Wir freuen uns mit diesen Projekten neue, relevante Aspekte von Architektur- und Designbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorzustellen.“

Zunächst dreht sich alles um Beton (25.6.-16.10.2016)

Ab 25. Juni thematisiert die Gruppenausstellung „Beton“ die sozialen Utopien der Architektur der 1960er und 1970er Jahre und wirft ein Schlaglicht auf die Aktualität des Werkstoffs Beton in der Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstler/innen. Hier stehen die Modernität des Materials und die ästhetische Radikalität ebenso im Zentrum, wie die sozialen und ideologischen Implikationen vergangener Betonarchitektur. Hochhäuser, freischwingende Brücken und andere spektakuläre Insignien des 20. Jahrhunderts wären ohne Beton nicht möglich gewesen.

Dennoch galt Beton lange Zeit als Material ohne Eigenschaft, als Baustoff der modernen Massengesellschaft. Die „Unwirtlichkeit der Städte“ verbindet sich für viele mit der grauen Anonymität schnell errichteter Bauten in einheitlichem Look. Übersehen wird dabei oft, welche Innovation mit dem Bauen in Beton verbunden war und welche stadtplanerischen Ideen sich damit realisieren ließen. Die Kompromisslosigkeit des Materials, sein Bekenntnis zur Gegenwart und der Bruch mit Traditionen spiegeln eine Zeit, die emphatisch an eine architektonische Gestaltbarkeit der Zukunft glaubte. Der Blick der Künstler/innen auf die Betonbauten und Stadtplanungen der Nachkriegszeit lässt auch die Euphorie der damaligen Zeit wieder aufleben.

Die Potenziale dieses Materials sind nicht nur richtungsweisend für die Vergangenheit, sondern auch für utopische Projekte der Zukunft. Die Ausstellung zeigt u. a. Werke von internationalen Künstler/innen wie Olaf Metzel, Sofie Thorsen, Heba Amin oder Susanne Kriemann, die mit installativen Arbeiten vertreten sind. Des weiteren sind skulpturale Objekte von Isa Genzken oder Jumana Manna und Fotoarbeiten von Thomas Demand, Werner Feiersinger oder Heidi Specker zu sehen.

Nathalie Du Pasquier und die Vermischung der Genres  (15.7.- 13.11.2016)

Die Künstlerin und Designerin Nathalie Du Pasquier zeigt mit BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT in der Kunsthalle Wien ihre weltweit erste derart umfangreiche Schau. Nathalie Du Pasquier war Gründungsmitglied des legendären Mailänder Design- und Architekturkollektivs Memphis, das in den 1980er Jahren ikonische Objekte in bunten Farben schuf und damit einen unverwechselbaren Stil prägte. Seit den späten 1980er Jahren widmet sich Nathalie Du Pasquier vor allem der Malerei.

In dieser Ausstellung werden Malerei und Muster, Skulptur und Design, textile Objekte und Keramik in komplexen Arrangements zusammen zusammengeführt. Mit dieser Methode werden die vielfältigen Beziehungen der Objekte zueinander wie auch die Vermischung der Genres sichtbar. So entsteht ein lustvolles Spiel von Farben, Formen und Medien.

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Buch über Hugo Ball und das 100. Dada Jubiläum von Thilo Bock

Am 5. Februar 1916 begann im Zürcher Amüsierviertel eine Revolution, die allerdings nichts mit einem gewissen Lenin zu tun hatte, der ebenfalls alldorten auf seinen großen Auftritt wartete. Vielmehr hatte sich eine Gruppe junger Künstler aus halb Europa im Hinterzimmer einer Bierwirtschaft versammelt um ordentlich auf die Pauke der Avantgarde zu hauen. Eingeladen hatten Emmy Hennings und Hugo Ball – sie Sängerin und Muse der Schwabinger Vorkriegsboheme, er ehemaliger Dramaturg an den Münchner Kammerspielen und aufstrebender Dichter. Gekommen waren u. a. Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck und Hans Arp.

Dieses Ereignis mit nachhaltiger Wirkung bis in unsere Tage war auch die Eröffnungsveranstaltung des Cabaret Voltaire. Zwar gab es den Laden nur fünf Monate lang – doch in dieser kurzen Zeit wurde er zum Hotspot der Avantgarde. Hier entstand inmitten des Ersten Weltkrieges Dada und mit ihm die stilprägenden literarischen Innovationen, die den Gattungsfundus der dadaistischen Literatur ausmachten.

Passend dazu erscheint nun (bislang nicht angekündigt!) der großformatige Band „Eine lebendige Zeitschrift gewissermaassen.‘ Hugo Ball und die literarische Bühne“ von Thilo Bock. Darin schildert der Autor fundiert und unterhaltsam die Entstehung des Dadaismus, wobei auch Balls persönliches Scheitern zwischen Katholizismus und Anarchismus nicht unterschlagen wird.

Das Buch ist voraussichtlich ab Freitag allerorten im Buchhandel sowie als ebook in allen einschlägigen Stores erhältlich. Für Eilige ist es schon jetzt auf der Website des Berliner Verbrecherverlages einseh- und bestellbar. (280 Seiten, Broschur, Großformat 38,00 €, als ebook 27 99 Euro).

Der Autor

Thilo Bock wurde 1973 in Berlin geboren und lebt dort bis heute. Er hat Neuere Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaften an der TU Berlin studiert. Das nun erscheinende Buch ist zugleich seine Dissertation. Die literarische Bühne kennt er als langjähriger Aktivist der Berliner Lesebühnenszene. Zudem hat er die Romane „Die geladene Knarre von Andreas Baader“ und „Senatsreserve“ sowie zwei Erzählbände veröffentlicht. Zuletzt erschien sein Freiluftroman „Tempelhofer Feld“ (2014).

Übrigens ist Zürich in diesem Jahr voll im Dada Fieber…

Leipzig feiert den Komponisten und Musiker Max Reger

Max Reger gilt nach den Worten Paul Hindemiths als der „letzte Riese in der Musik“. Der ehemalige Leipziger Universitätsmusikdirektor und Hochschullehrer verstarb am 11. Mai 1916 in Leipzig an Herzversagen. Sein 100. Todestag ist für die alte und aktuell wieder angesagte Messestadt ein würdiger Anlass, gebührend an den Kompositionen zu erinnern.

Reger-Festjahr und -festtage

Dazu wird das Max-Reger-Festjahr am 22./23. Januar 2016 mit einem Konzert an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ eröffnet. Diese nannte sich zu Regers Zeit Königliches Konservatorium. Hier hatte Max Reger neben seiner Berufung zum Universitätsmusikdirektor im Jahre 1907 eine Professur erhalten. Vom 8. bis 20. Mai 2016 finden schließlich die Max-Reger-Festtage statt, an denen u.a. das Gewandhausorchester, das MDR Sinfonieorchester, die Universitätsmusik, die Leipziger Kirchen und die Komponistenhäuser beteiligt sind.

Avantgarde und Tradition

Berühmt wurde der am 19. März 1873 in Brand/Oberpfalz geborene Max Reger vor allem durch seine Orgelstücke. Die Kompositionen des Künstlers wurden zu Lebzeiten gefeiert, jedoch auch kontrovers diskutiert. Er gilt als eine der Schlüsselfiguren der anbrechenden Moderne: ein Künstler, der zwischen Avantgarde und Tradition stand. Reger war als Kirchenkomponist konfessionsübergreifend tätig.

Großer Bachfan

Bekanntlich gehörte Reger auch zu den großen Fans des Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Nach Regers Ansicht gab es „nichts so Kompliziertes in unserer modernen Harmonik, was nicht der alte Bach längst vorweg genommen hätte.“.Dieses besondere Verhältnis Regers zu Bach ist Thema einer Sonderausstellung, die im Bach-Museum Leipzig vom 4. März bis 23. Oktober 2016 besucht werden kann.

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Blinde Sopranistin Gerlinde Sämann: Wandlungsfähige Stimme und riesiges Repertoire

Musizieren und Singen soll laut Klischee zu den besonderen Fähigkeiten blinder Menschen gehören. Wenn eine solche Person dann aber tatsächlich und leibhaftig singend auf der Bühne steht, hat das schnell den Charakter einer Sensation, die das Publikum und die Medien mit erstauntem Raunen registrieren.

Rheinsberg Festival als künstlerischer Durchbruch

So war es auch im Jahre 1999 beim Rheinsberg Festival während des Auftritts der jungen Sopranistin Gerlinde Sämann in der Ein-Frau-Oper „Die menschliche Stimme“ von Francis Poulenc. Gewiss wurde ihre starke stimmliche und tänzerische Präsenz auf diesem Nachwuchsfestival sowohl bemerkt wie auch gewürdigt. Doch selbst Siegfried Matthus, der damaliger Chef der Kammeroper Schloss Rheinsberg wies ausdrücklich auf die Blindheit der Sängerin hin, „die der Figur eine ganz besondere Dimension“ gibt. Ob das stimmt oder nicht mag Ansichtssache sein. Die Künstlerin selbst geht nicht davon aus, dass ihre Blindheit bezogen auf den Stil ihres Gesanges besonders viel Bedeutung hat.

Aber dieser Rheinsberg Auftritt scheint aus eindeutig künstlerischer Perspektive der ganz große Durchbruch für die 1969 in Nürnberg geborene Sängerin gewesen zu sein, die seit 1991 als Solosopranistin unterwegs ist. Zwar geisterte der Hinweis auf ihre Blindheit seinerzeit wie ein roter Faden durch den Blätterwald. Aber andererseits überboten sich die Medien in ihrer Begeisterung über die mitreißende Ausdruckskraft von Gerlinde Sämann beim Zwiegespräch mit einer imaginären männlichen Personen, die nur in Form eines Telefons anwesend war, Der Berliner Tagesspiegel beispielsweise attestierte ihr „in ihrem weichen und doch festen Sopran“ eine „ungewohnt starke Innerlichkeit“.

Alte Musik und Avantgarde

Heutzutage ist Gerlinde Sämann, die am Anfang ihrer Laufbahn am Richard Strauss Konservatorium in München Gesang und Klavier studierte, eine viel beschäftige Künstlerin. Sie wird immer wieder von Sigiswald Kuijken und Ton Koopman engagiert, arbeitet u. a. mit dem Dresdener Kreuz- und Kammerchor oder dem Choer de Chambre Accentus und dem Ensemble für Alte Musik Berlin. Mit dem Ensemble VokaMe hat sie u. a. die CD „Inspiration“ mit Musik von Hildegard von Bingen aufgenommen und beim diesjährigen MDR Musiksommer war sie ebenfalls zu hören.

Die Sängerin, deren besonderes Markenzeichen eine ungewöhnlich wandlungsfähige Stimme ist, verfügt auch über ein Repertoire, das einen Großteil der Musikgeschichte abbildet und auf einzigartige Weise zum Leben erweckt. Selbst mittelalterliche Musik hat sie schon vokal interpretiert – aber auch Impressionismus, Neue Musik und Avantgarde. Zu J. S. Bach hat sie ein ganz besonderes Verhältnis, wie sie im Jahre 2009 in einer Sendung von Deutschlandradio Kultur erklärte. Auslöser dafür sei die Matthäus Passion gewesen, die sie im Alter von 11 Jahren zum ersten Mal gehört hatte. Sie vermutet sogar, dass dieses „prägende Erlebnis“ sie auf die Idee gebracht hätte, Musikerin zu werden.

Gesang war ursprünglich Notlösung

Ursprünglich wollte sie allerdings nicht Sängerin, sondern Begleitpianistin werden. Letzteres ist jedoch ein Job, der ohne Augenlicht kaum möglich ist, weil dabei überwiegend vom Blatt gespielt werden muss. Das erforderliche Repertoire ist so uferlos groß, dass es sich mit der Methode des Auswendiglernens nicht aneignen lässt. Darum hatte sie den Gesang zunächst nur als Notlösung gewählt. Die Notlösung wurde ihr Beruf – zum Glück für alle Musikfreunde – denn laut Süddeutscher Zeitung singt Gerlinde Sämann „so schön, dass Mauern dazu tanzen könnten.“.