Historisches Ereignis in Sachen digitaler Kommunikation

Beim Begriff „historisches Ereignis“ wird oft angenommen, dass ein solches sehr weit in der Vergangenheit liegen muss. Je weiter zurück, desto historischer und vor allem bedeutender. Ist es ein Ereignis, das vor tausend oder gar zweitausend Jahren stattfand, muss dessen Bedeutung daher besonders schwerwiegend sein. Fand das Ereignis jedoch erst vor zehn oder zwanzig Jahren statt, fehlt ihm ihm die notwendige Patina um als besonders bedeutend wahrgenommen zu werden. Selbst wenn wir das Ereignis miterlebt haben und auch seine Auswirkungen kennen, erinnern wir uns kaum daran. 

So verhält es sich auch mit einem Ereignis vom 9. Januar 2007. Die besonderen Fans eines bestimmten Gerätes werden das Datum natürlich auf dem Schirm haben und es heute möglicherweise sogar feiern. Die Masse der Menschen wird mit dem Datum aber kaum was anfangen können. Dabei halten die meisten von ihnen ein technisches Gerät, das damals in der immer noch gültigen Form zum ersten Mal vorgestellt wurde, täglich in den Händen. Erraten – das Smartphone ist gemeint – und der erste Wurf dieser Art stammte aus dem Hause Apple. Doch andere folgten…

Gerüchteküche im Vorfeld des ersten iPhones 

Im Vorfeld des des 9. Januar 2007 hatte Apple gewaltig auf den Putz gehauen mit der Behauptung, demnächst drei neue Geräte vorstellen zu wollen. Damit wurde eine höchst aktive Gerüchteküche gefüttert, die mit immer neuen Mutmaßungen die Erwartungshaltung des Publikums bis zum Siedepunkt hoch powerte. Geschickte Öffentlichkeitsarbeit des kalifornischen Tech Konzerns, die kaum was kostete. So strömte am 9. Januar 2007 das Publikum auch massenhaft nach San Francisco, um in der MacWorld die drei neuen Kreationen von Apple bewundern zu dürfen. Es sollten nach Steve Jobs einführenden Worten ein „Breitband-iPod der sich durch Berührung steuern lässt“, sowie „ein revolutionäres Mobiltelefon“ sein. Außerdem sollte „ein bahnbrechendes Online-Kommunikationsgerät“ mit im Spiel sein. 

Drei auf einen Streich

Was Steve Jobs dann aber servierte, war ein einziges Gerät. Damit sorgte er im Publikum zunächst für eine gewisse Verunsicherung. Diese Verunsicherung hielt sogar noch ein wenig an, als der Apple Boss erklärte, dass dieses iPhone der 1. Generation ein sogenanntes 3 in 1 Gerät für Musik hören, Telefonieren und Surfen im Internet sei. Am Ende der Vorführung hingegen waren die Leute echt aus den Socken, weil diese verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten tatsächlich mit nur einem Gerät problemlos funktionierten. Aufsehenerregend war auch, dass das Teil keine Tastatur mehr hatte, sondern ein echtes Multi Touch Display mit 3,5 Zoll. Als Steve Jobs am Ende behauptete, Apple hätte an diesem Tag das Telefon neu erfunden, wurde ihm keineswegs widersprochen. 

Im Nachklapp erklärte das Time Magazine das iPhone zur „Erfindung des Jahres“ und im Jahre 2016 zur „einflussreichsten Erfindung aller Zeiten“. Etwas überbordend sicherlich – einflussreich war die Entwicklung des iPhones aber auf jeden Fall, wie wir alle wissen. Inzwischen ist es jedoch längst nicht mehr das meist verkaufte Smartphone. Hier liegt Samsung mit dem Galaxy vorn. 

Ohne Tastatur 

Nun hatte es allerdings vor dem iPhone bereits Handys gegeben, die sich nicht nur für Telefonie und SMS eigneten, sondern über einen erweiterten Funktionsumfang verfügten. Auch Geräte, deren Displays auf Berührungen reagierten, waren bereits auf dem Markt. Doch waren dafür spezielle Stifte erforderlich. Das iPhone der ersten Stunde jedoch brauchte solche zusätzlichen Geräte nicht mehr. Dessen Multi Touch Display ließ sich allein mit dem, was der Mensch hat, nämlich seinen Fingern bedienen. Auch das Einblenden einer virtuellen Tastatur gehörte schon dazu. Bestandteil der Hardware war sie jedoch nicht mehr.

Letzterer Aspekt sorgte dafür, das Leute wie ich, die in Sachen Sehkraft nicht viel auf Lager haben, dem iPhone zunächst sehr reserviert gegenüber standen. Wir hatten schon die Befürchtung, dass für uns ein solches Gerät aufgrund der visuellen Erfordernisse nicht bedienbar sein könnte. Schließlich war beim Berühren des Displays nichts zu spüren. So hangelten wir uns noch eine Weile mit den Tastenhandys durch die Welt der Kommunikation. 

Bedienbar auch mit Seheinschränkung 

Das änderte sich allmählich ab 2009, als das iPhone 3 GS mit dem Screenreader VoiceOver herauskam. Als dann ab 2011 das Modell 4s auch noch als Sprachassistenz Siri an Bord hatte, wurden die iPhones für uns endgültig interessant. Seither sorgen Smartphones bei blinden und sehbehinderten Menschen für eine ganz neue Qualität der selbständigen Teilhabe in allen Bereichen des Lebens. Navi Apps sind hier u. a. zu nennen, mit deren Hilfe auch völlig blinde Menschen ihre Wege sogar ohne ständige Begleitung finden. Wenn ich jetzt etwas flapsig sage, mit dem Smartphone in der Hand kommst du durch das ganze Land – und auch weiter – ist keineswegs übertrieben. Wir haben damit auch in völlig fremden Städten immer die richtigen Wege gefunden. Des weiteren gibt es Apps, die alles mögliche vorlesen – sowohl Bücher und Zeitungen, wie auch Aufdrucke auf Packungen beim Einkaufen. 

Smartphone affin 

Diese Möglichkeiten haben dazu geführt, dass die Blinden- und Sehbehindertenszene längst besonders Smartphone affine geworden ist, zumal sich damit auch der berufliche Alltag der Betroffenen zum Besseren gewendet hat. Natürlich muss es längst nicht mehr unbedingt ein iPhone sein – Samsungs Galaxy bringt das auch. Der Vorteil von Apple ist aber allgemein, dass in den Stores auch spezielle Einführungen für blinde und sehbehinderte Menschen angeboten werden – übrigens teilweise sogar von selbst Betroffenen. Für andere Hersteller durchaus ein Hinweis, einen solchen Service ebenfalls anzubieten. Damit stünde dann auch für Menschen mit weniger guten Augen in Sachen Smartphone eine größere Produktpalette zur Verfügung. Denn trotz der historischen Tatsache, dass mit der Vorstellung des ersten iPhones am 9. Januar 2007 dieser positive Weg begann, muss es ja heutzutage nicht zwangsläufig ein Apple Gerät sein – wenn die anderen Hersteller sich in Sachen Einführung was überlegen.

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3 Gedanken zu “Historisches Ereignis in Sachen digitaler Kommunikation

    • Natürlich Clara – und bei uns ist es auch keine Markenfetischismus. Leider ist es aber eine Notwendigkeit für uns, die Apple Geräte zu nehmen. Es gibt nämlich bei einem Gerät, das nackig ist, eine kleine Hürde beim Start für Leute die nascht oder nur wenig sehen. Die ersten Schritte des Starts funktionieren leider nicht mit Spracheingabe. Die ersten Schritte müssen allein mit Hilfe visueller Fähigkeiten absolviert werden. Dann können wir damit alles mit Sprache machen – sogar programmieren. Diese wenigen ersten Schritte sind daher nur von Stehenden Leuten machbar und dafür braucht es dann den Support, den Halt nur Apple anbietet. Samsung, Lenovo oder andere bieten einen solchen Support nicht an. Dann müssten wir im privaten Umfeld einen finde, der dass kann. Das ist nicht ganz so einfach, wie es klingt. Deswegen war ja der Hinweis an andere Hersteller, solchen Support ebenfalls anzubieten, denn es wäre schon schön, nicht allein auf die Geräte eines Herstellers angewiesen zu sein.

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      • Peter, das ist dann natürlich ganzganzganz etwas anderes. Ich freue mich riesig für dich und alle anderen sehgeschädigten Leute, dass wenigstens ein Mobilkonzern es möglich macht, dass ihr diese „Kiste“ nutzen könnt. Ich bin ganz ehrlich – ich möchte auch nicht mehr ohne mein Samsung Galaxy S 20 FE leben wollen, ich lasse fast alles darüber laufen und SPRECHE alle Kommentare. Er scherzt dann oft mit mir und schreibt Punkt und Komma aus, statt die Satzzeichen zu setzen.
        Jetzt schreibe ich aber am Computer, da bin ich zum Glück ziemlich schnell.
        Liebe Grüße und ich gönne dir dein I-Phone von ganzem Herzen.
        Lieben Gruß von Clara

        Gefällt 1 Person

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