Herman Hollerith und sein Lochkartensystem mit Tabellenmaschine

Der 8. Januar hat historisch auch einige spannende Ereignisse auf Lager. An diesem Tag sind beispielsweise Stephan Hawking und Elvis Presley geboren. Außerdem stellte vor 90 Jahren Andrè Citroen seine Limousine auf Ketten vor und in den USA meldete ein gewisser Herman Hollerith ein komplexes System zur Datenverarbeitung mit Hilfe von Lockarten an. Das war im Jahre 1889 und zeigt, dass Datenverarbeitung keineswegs erst mit dem Auftauchen des Computers entstand. 

Maschinelle Datenverarbeitung

Allerdings wird für die Zeit vor dem Computer von maschineller und nach dessen Auftauchen von elektronischer Datenverarbeitung gesprochen, wenn er dafür benutzt wurde.. Okay – irgendeine Unterscheidung ist wohl erforderlich. Jedoch ist diese nicht ganz logisch, denn der Computer ist selbstverständlich auch eine Maschine und daher ist die mit ihm durchgeführte Datenverarbeitung logischerweise ebenfalls eine maschinelle wenn auch elektronisch durchgeführte. Im übrigen wurden die Computer in ihrer Jugend ebenfalls von Lockarten und Lockstreifen gesteuert. Daher ist die später auftauchende Bezeichnung mechanische bzw. elektromechanische Datenverarbeitung als Unterscheidung zur elektronischen Datenverarbeitung passender. 

Lochkarten für Computer 

Wer schon etwas länger als vierzig Jahre auf diesem Globus unterwegs ist, wird mit der elektronischen Datenverarbeitung per Lochkarte eventuell sogar berufliche Erfahrungen gesammelt haben – beispielsweise mit Buchführungsmaschinen. Zumindest vom Anblick her ist die Methode sicherlich bekannt. Bibliotheken arbeiteten damit und so steckten in den geliehen Büchern die geheimnisvoll gelochten Karten. Die Steuerung des Computers mit Lochkarte war so allgegenwärtig, dass sie sogar von den Liedermachern verwurstet wurde. So sang Reinhard May von einem eifersüchtigen Programmierer, dessen geliebte Computermaschine mit einem „Heimlehrgangprogrammierer“ fremd gegangen war. Selbiges entdeckte der arme Kerl, weil „ich Tags drauf eine Lochkarte fand, auf der oh du göttlicher Bröselmann stand.“ 

Erster Einsatz von Holleriths Tabellenmaschine

Selbstverständlich war es mit Herman Holleriths Lochkarte von Anfang an prinzipiell möglich, auch Liebesbotschaften festzuhalten, denn es handelt sich tatsächlich um ein echtes Speichermedium. Allerdings wurde sie kaum für solche persönlichen Zwecke verwendet, denn die erforderliche Maschinerie war für den Hausgebrauch eher nicht geeignet und auch zu teuer. Furore machte Holleriths System aber von Beginn an im Verwaltungssektor. Seinen großen Nutzen zeigte es bereits 1890 – also nur ein Jahr nach der Patentanmeldung – bei der Volkszählung in den USA. Für die Auswertung der erhobenen Daten wurden 43 Lochkartengeräte – auch Tabellenmaschinen genannt – verwendet, für deren Bedienung 500 Leute eingesetzt wurden. Diese benötigten für die Arbeit lediglich zwei Jahre, was für damalige Verhältnisse eine atemberaubende Geschwindigkeit war. Ohne das System des Herman Hollerith hätte die Auswertung mindestens sieben Jahre gedauert. 

Keimzelle von IBM

Nach diesem Erfolg dachte Herman Hollerith, dessen Eltern übrigens nach der niedergeschlagenen 48er Revolution aus Deutschland in die USA geflohen waren, über die weitere kommerzielle Verwertung nach. Dafür gründete er 1896 die Tabulating Machine Company. Sie gehört zu den Wurzeln jenes Konzerns, der heute als IBM weltweit im IT-Bereich unterwegs ist. Der Name des Entwicklers und Erfinders tauch heute noch in der Programmiersprache FORTRAN als „Hollerith Konstante“ auf. 

Vorläufer

Nun hält sich nach wie vor die Legende, dass Erfindungen durch unerwartete Geistesblitze in irgendwelchen stillen Kämmerchen im Hirn des Erfinders auftauchen. Selbstverständlich ist das keineswegs die Realität, wie auch das Beispiel Herman Hollerith anschaulich zeigt. Lochkarten oder ähnliche Medien gab es schon lange bevor er am 8. Januar 1889 sein Patent anmeldete. Bereits aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind sogenannte Lochplatten bekannt, die zur Automatisierung von Webstühlen dienten. Jean Marie Jaquard hat 1805 zum ersten Mal Lockarten aus Karton für seine Webstühle verwendet. Schon bald wurden Lochkarten auch für Dreh- bzw. Tanzorgeln verwendet. Es ging bei diesen frühen Lochkarten immer um die Speicherung immer wieder kehrender Arbeitsabläufe. Herman Hollerith ging jedoch einige Schritte weiter. 

Tabellenmaschine alz zentrale Einheit

Zum einen entwickelte er ein komplexes Lockartensystem, dessen zentrale Einheit die Tabellenmaschine war. In diesem System diente seine in Form von Spalten codierte Lochkarte nicht mehr nur zur Steuerung der Maschine, sondern zur Datenerfassung und damit auch als Datenträger für die Datenauswertung- und Verarbeitung. Die standardisierte Lochkarte nach den Grundlagen von Herman Hollerith gibt es jedoch erst seit 1928 und seither trägt sie auch den Namen des Entwicklers, der ein Jahr später starb. Die Hollerith-Karte, für die im Kontext mit dem Gesamtsystem am 8. Januar 1889 das Patent angemeldet wurde, war eine wesentliche Voraussetzung für den Einsatz von Computer bis in die frühen 1970er Jahre hinein. 

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