An jedem Tag des Jahres besteht die Möglichkeit, sich an jede Menge Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern. So wurde am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das US-Capitol geblasen und am gleichen Datum des Jahres 1964 erblickte in Brandenburg ein gewisser Henry Maske das Licht der Welt. Und es ist natürlich der sogenannte Dreikönigstag, an dem Kinder als Sternsinger unterwegs sind um Geld für Kinder in Not zu sammeln. Die dabei besuchten Häuser markieren sie mit den geheimnisvollen Buchstaben CMB.
Magi aus dem Morgenland
Dieses Ritual mit Gesang, Spendensammlung und Markierung der Häuser soll an den Besuch der heiligen drei Könige am der Krippe mit dem frisch geborenen Jesus erinnern. Die Königslegende ist jedoch eine mittelalterliche. Matthäus, der einzige der vier Apostel, der das Ereignis erwähnt, schreibt hingegen von Magi. Dieses griechische Wort führt schnell zu dem bei uns gebräuchlichen Begriff Magier bzw. Zauberer. In der Antike bezog sich der Begriff jedoch auf Wissende oder Gelehrte – u. a. Astronomen. Dass es sich um solche gehandelt haben könnte, ist durchaus plausibel, zumal Matthäus von einem Stern spricht, der die Magi leitete.
Astronomisches Ereignis
In dieser Hinsicht ließe sich die Bibel sogar beinahe wörtlich nehmen – allerdings nur ohne Bezug auf das Jahr 1, in dem Jesus laut christlicher Lehre geboren sein soll. Die Wissenschaft ist aber längst zu dem Schluss gekommen, dass der historische Jesus bereits im Jahr 7 v u Z das Licht der Welt (oder eines astronomischen Ereignisses) erblick hatte. So könnte tatsächlich ein Schuh aus der ganzen Geschichte um die drei Weisen aus dem Morgenland werden. Denn bereits im Jahre 1925 wurde bei Ausgrabungen im Irak eine babylonische Keilschrifttafel gefunden mit erstaunlich genauen Berechnungen eines bestimmten astronomischen Ereignisses für dieses Jahr 7 vor O. Gemeint ist eine Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische. Solche Konjunktionen, wo sich Planeten sehr nahe kommen, finden gar nicht so selten statt. Diese aber war etwas Besonderes für die babylonischen Astronomen, weil sie nach ihren Berechnungen sogar dreimal in besagtem Jahr zu sehen sein sollte. Wichtig ist in diesem Kontext noch, dass sich diese planetaren Begegnungen im Sternbild der Fische abspielen sollten. Damit war die Himmelsrichtung für ein möglicherweise besonders Ereignis angegeben und wer ihm beiwohnen wollte, musste daher von Babylonien aus gesehen gen Westen ziehen.
Magi, die zu Königen mutierten
Nun wissen wir natürlich nicht, ob sich aufgrund dieser astronomischen Berechnungen im Jahre 7 vor Chr. tatsächlich drei babylonische Gelehrte auf die Socken machten, um herauszufinden, was dort im Westen ablief. Wir wissen auch nicht, ob sie, falls sie losgelaufen waren, tatsächlich an einem Tag, der unserem 6. Januar entspricht, im Stall mit der Krippe auftauchten. Und wir wissen nichtmal, ob es tatsächlich drei oder nur zwei oder gar fünf Magi waren, denn eine Zahl nennt Matthäus gar nicht. Er schreibt lediglich von Gold, Weihrauch und Myrrhe, die von den Weisen aus dem Morgenland dem Baby in der Krippe geschenkt worden sein sollen. Daraus schlossen spätere Generationen von christlichen Theologen, dass es drei Magi gewesen sein müssten. Sie verpassten ihnen im Laufe des Mittelalters die Namen Caspar, Melchior sowie Balthasar und ließen sie symbolisch für die Erdteile Asien, Afrika und Europa auftreten. Schließlich mutierten die Drei noch zu Königen und damit war die Dreikönigslegende endlich komplett.
Sternsinger gestern und heute
Wie aber kommt es, dass die Sternsinger ausgerechnet am 6. Januar im Namen der drei Magi oder Könige unterwegs sind?
Nun, im frühen Christentum war das der Tag, an dem Jesus getauft worden sein soll. Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich dann neben dem religiösen auch ein eher weltliches Ritual, das an diesem Tag vollzogen wurde. Schüler und Studenten zogen durch die Straßen um Spenden zu sammeln. Jedoch nicht für einen religiösen oder gemeinnützigen Zweck, sondern für den eigenen Geldbeutel, der damals entweder gar nicht oder nur sehr karg gefüllt war. Das Geld brauchten sie aber nicht nur zum Überleben, sondern auch um die Gebühren für Schule und Uni zu begleichen. Weil sie aber nicht wollten, dass diese Aktion als Bettelei betrachtet wurde, sangen sie fromme Lieder und trugen Sternsymbole durch die Gegend. Deswegen wurden sie bald Sternsinger genannt und mit dem Stern von Bethlehem in Verbindung gebracht, dem die Magi oder drei heiligen Könige gefolgt waren. Damit wurde der Tauftag Jesu auch zum Tag der drei Weisen aus dem Morgenland.
Die Tradition der heutigen Sternsinger, die Geld für Kinder in Not sammeln, hat mit jener der aus Not bettelnden Schüler und Studenten kaum etwas zu tun. Sie ist auch keineswegs uralt, sondern hat ihren Ursprung in den 1950er Jahren.
Das Kürzel CMB
Das Kürzel CMB, mit dem die Sternsinger die besuchten Häuser markieren, besteht keineswegs aus den Anfangsbuchstaben der Namen Caspar, Melchior und Balthasar, wie die drei Magi oder drei heiligen Könige in Ermangelung historisch verbürgter Namen genannt werden. Stattdessen steht das Kürzel für „Christus mansionem benedicat“ – übersetzt „Christus segne dieses Haus“.
Ach Peter, jetzt bin ich beruhigt – ich dachte doch tatsächlich, du hast minestens 2x bei dem Wort „Magie“ das e weggelassen – einmal könnte das passieren, aber nicht doppelt. Und dann war ich beruhigt, dass es tatsächlich etwas anderes bedeuet.
Bei uns hat immer der katholische Priester die Wohnung gesegnet und die drei Buchstaben an die Zimmertür geschrieben – deswegen wusste ich das sogar von „Christus segne dieses Haus“ – obwohl ich Caspar, Melchior, Balthasar viel hübscher finde.
Lieben Gruß zu dir
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Okay Clara, eventuell hätte ich die griechische Form „Magoi“ nehmen sollen. Tatsächlich stammt der Begriff aber aus dem altpersischen und da ist „Magi“ für den Plural richtig. In den frühen Texten von Matthäus wird auch dieses altpersische „Magi“ verwendet – wahrscheinlich weil der Bezug auf Priester, Wissende, Gelehrte mit dem Wort eindeutig ist. Insofern wäre es schwierig gewesen, wenn ich „Magoi“ verwendet hätte, weil es bei Matthäus so nicht steht und weil der griechische Begriff schon ein Stück weit von der persischen Bedeutung weg ist.
Ich wünsch dir was, liebe Clara…
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Peter, du bist mir einfach zu klug.
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