Harley Davidson ist ja ein irrer Kult und wer genügend Kohle hat, leistet sich dann schon mal eine Electra oder Road King für das gelegentliche Born To Be Wild Feeling. Viele dieser Weekend Outlaws ahnen wahrscheinlich nicht mal, dass der Hersteller aus Milwaukee vierzig Jahre lang auch ein simples Nutzfahrzeug im Angebot hatte. Das gute Stück war unter dem Namen Servi Car unterwegs und zwar auf drei Rädern. Ein Trike im heutigen Sinne war das zwar nicht, aber auch kein Auto.
Servi Car – Dreirad für Handwerker und Polizisten
Das dreirädrige Servi Car erblickte im Jahre 1932 das Licht der Welt. Zielgruppe waren kleine Handwerker. Vor allem Betreiber von Autowerkstätten waren Nutzer des Modells. Das lag an einem besonderen Ausstattungsdetail, das wohl keiner bei Motorrädern vermutet: Gemeint ist eine Schleppstange. Mit dieser konnte das Servi Car an ein Auto gehängt werden. Aber nicht, weil das Dreirad eine Panne hatte, sondern damit der Mechaniker nach Ablieferung eines reparierten Autos mit dem seltsamen Harley Davidson Modell wieder zurück in die Werkstatt fahren konnte. Zusätzlich hatte das Servi Car hinter dem Fahrer einen recht opulenten Kastenaufbau, in dem genügend Platz für Werkzeug vorhanden war.
Ob auch die zweite Zielgruppe von Beginn an im Fokus des Herstellers war oder ob diese sich quasi selber meldete, ist unklar. Jedenfalls orderten auch bald verschiedene Behörden und vor allem die Polizei das Servi Car. Der Legende nach sollen vor allem Verkehrspolizisten in großen Städten das Police Special Modell genutzt haben, um während des Vorbeifahrens falsch parkende Autos mit einem Zeichen zu versehen. Auf jeden Fall war das Servci Car bei der Polizei so beliebt, dass es in manchen Departements sogar heute noch im Einsatz ist, obwohl es längst nicht mehr gebaut wird.
Technische Details
Das Servi Car wurde zwischen 1932 und 1973 produziert – so lange lief kein anderes Modell von Harley Davidson von den Bändern. Als Leichtgewicht kam das gute Stück mit seinen ca. 670 Kilo aber nicht daher und so hatte der berühmte Zweizylinder V Motor mit seinen 740 cm² und knapp 22 PS doch ganz schön zu ackern. Kein Wunder, dass mehr als 80 km/h nicht drin waren. War – und ist – aber mehr als genug für den Großstadtverkehr zumal in den USA. Raser werden dort stärker zur Kasse gebeten als bei uns.
Der Motor blieb während der gesamten Produktionsdauer stets der gleiche. Bei den Bremsen gab es jedoch immer wieder Veränderungen. Anfangs gab es z. B. für die Hinterräder nur eine einzelne Trommelbremse in der Mitte der Achse. Die Modelle der 70er Jahre hatten dann bereits auf beiden Seiten Scheibenbremsen. Das Servi Car war übrigens das erste Modell von Harley Davidson, das mit einem Elektrostarter ausgerüstet wurde. Selbiges geschah bereits im Jahre 1964.
Und überhaupt…
…hat es dann schon ein bisschen von diesem Hingucker Feeling, wenn du auf einer Oldtimer Parade wie den Berliner Classics plötzlich solch ein Servi Car in der Police Special Version (Baujahr 1969) erblickst. Da springt dir die Kamera fast von selbst in die Hand…
Foto peter bachstein
Ähnliche Maschinen gibt es aus französischer oder italienischer Produktion, nicht nur besser, sondern auch erheblich preiswerter. MotoGuzzi, Piaggio, Ape, Peugeot, Citroen etc.. Dazu gibt es nahezu hunderte kleine Umbau-Hersteller-/Familienbetriebe, von denen heute Keiner mehr spricht. Harley ist zweifellos ein Meisterwerk in seiner Urform. Heute ist das leider ein etwas überdrehter Kult von Leuten, die wenig Ahnung haben aber sorgfältig auf Werbung reagieren:-)
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