Hast du auch Angst vor Spinnen? Dann kann dir geholfen werden und zwar – wer hätte das gedacht – mit einer App. Sie heißt Phobys und soll diese Spinnenangst weg trainieren. Schon nach wenigen Trainingseinheiten zuhause empfanden Probanden weniger Angst vor realen Spinnen, sagt eine klinische Studie.
Neun verschiedene Angst und Ekel Levels
Die Augmented Reality App basiert auf der Expositionstherapie und verwendet ein realistisches 3D-Spinnenmodell, welches in die reale Welt projiziert wird. Die App bietet neun verschiedene Levels, um der virtuellen Spinne näherzukommen und mit ihr zu interagieren. Mit jedem Level werden die Aufgaben intensiver und damit schwieriger. Jedes Level endet mit einer Bewertung der eigenen Angst und des Ekels, und die App entscheidet, ob das Level wiederholt werden sollte oder zum nächsten fortgeschritten werden kann. Die App verwendet zudem spielerische Elemente, wie belohnende Feedbacks, Animationen und Soundeffekte, um die Motivation hoch zu halten.
Abnahme von Angst und Ekel
Die an Spinnenangst Leidenden absolvierten während zwei Wochen entweder sechs halbstündige Trainingseinheiten mit den virtuellen Spinnen oder bekamen als Kontrollgruppe keine solchen angeboten. Vor und nach der Behandlung näherten sie sich einer echten Spinne in einer durchsichtigen Box so weit, wie es ihre Spinnenangst zuließ. Die Gruppe, die mit Phobys trainiert hatte, zeigte deutlich weniger Angst und Ekel beim Anblick der realen Spinne und war in der Lage, näher an an sie zu gelangen als die Kontrollgruppe.
Die App gibt es für iOS und Android. Sie wurde von Forschern der Uni Basel entwickelt.
Aber vorher kommt eigentlich diese Angst vor Spinnen?
Angst vor Spinnen ist eine der weltweit am häufigsten auftretenden Phobien. Woher sie kommt, ist schwer zu erklären. Meist sitzen sie nur friedlich in der Zimmerecke und dass eine von ihnen mal einen Menschen angreift, kommt so gut wie nie vor. Die bei uns lebenden Spinnen sind nicht mal ansatzweise gefährlich. Wissenschaftlich werden bisher drei Theorien für diese Phobie angeboten. Zwei davon haben manches gemeinsam.
Eine dieser Theorien geht davon aus, dass diese Spinnenangst ein Erbe aus der Urzeit ist. Eventuell hatten es die Urmenschen mit gefährlicheren Spinnen zu tun und mussten lernen, ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen. Davon ist verhaltensbiologisch eventuell bis heute etwas hängen geblieben.
Eine weitere Theorie verfolgt ebenfalls einen Vererbungsansatz, blickt dabei aber nicht bis in die Urzeit zurück, sondern nur bis zu den direkten Vorfahren – also Eltern, eventuell Großeltern. Da diese schon Angst vor Spinnen haben, geben sie diese Angst an die Sprösslinge weiter. Wenn die Sprösslinge dann eines Tages selber Kinder haben, erziehen sie diese auch im Sinne der Spinnenangst. So geht es dann ewig weiter – bis da eine App kommt, von der diese Kausalitätskette unterbrochen wird.
Im Rahmen einer weiteren Theorie wird vermutet, dass wir Menschen gewisse Probleme mit der speziellen Fortbewegungsart der Spinnen haben. Sie kommen so verdammt leise daher und können sogar auf uns herumkrabbeln. Möglicherweise ist das nach dem Training mit der App gar kein Problem mehr und die Menschen fangen gar an, mit dem Spinnen zu spielen.
Vom Nutzen der Spinnen
Übrigens sind Spinnen nicht so sinnlos wie manche Menschen behaupten. Im Gegenteil: Sie können in den eigenen vier Wänden sogar sehr nützlich sein – z. B. im Kampf gegen Mücken. Letztere sind für Spinnen eine willkommene Delikatesse…
Foto: „Phobys“: Expositionstherapie in digitaler Form © unibas.ch