Bisher waren wir fast nur während der kalten Jahreszeit im Osterzgebirge, um dort unsere endlosen Doppelspuren zu hinterlassen. Nun haben wir es endlich geschafft, auch mal im Sommer dort hoch zu fahren. Die Gegend entpuppt sich als kleines idyllisches Wanderparadies und der Weg zur Ferienwohnung in Lauenstein als kleine sportliche Herausforderung…
Am Anfang ein Aufstieg
Wer Lauenstein im Osterzgebirge besuchen will und mit den Zug ankommt, muss zunächst einen Aufstieg absolvieren. Das Zentrum des ehemalige Bergbaustädtchens, das heute zu Altenberg gehört, liegt nämlich 300 Meter oberhalb des Bahnhofs. Hier outet sich unser spezieller Enkel bereits als angehender Bergführer, denn er ist immer einige Meter vorneweg. Wir lassen es hingegen etwas langsamer angehen und werfen zwischendurch gern einen Blick auf jene Landschaft, die wir bisher nur im Winterkleid kannten.
Schloss Lauenstein
Am Ende des Aufstiegs thront auf einem schroffen Bergsporn ein Schloss, das im 13. Jahrhundert als Burg errichtet wurde. Etwa 200 Jahre später war die Zeit der Ritter aber endgültig vorbei und Burgen wurden kaum noch gebraucht. Viele von ihnen verwandelten sich schnell in verwunschene Ruinen, in denen vielleicht noch ein paar Gespenster hausen und sich uralte Legenden erzählen. Doch den schön gelegenen Ort oberhalb der Müglitz wollten die feudalen Herrschaften offenbar nicht so gern aufgeben. Daher ließen sie ab etwa 1460 an Stelle der Burg Lauenstein allmählich ein prunkvolles Schloss im Stile der sächsischen Renaissance errichten. Sie konnten von der ehemaligen Burg jedoch nicht alles brauchen, sodass ein paar Ruinen aus ältester Zeit bis heute stehen geblieben sind. Sogar einige Kellergewölbe, die einst den Rittern zur Unterbringung von Bier und Wein dienten, sind dem ewig nagenden Zahn der Zeit bisher weitgehend entkommen.
Schloss Lauenstein ist längst kein Sitz feudaler Herrschaften mehr. Stattdessen präsentiert hier in der heutigen Zeit das Osterzgebirgsmuseum seine Sammlungen und Schätze, wobei natürlich auch ein Blick zurück in die Geschichte des Standortes geworfen wird. Umgeben ist das Schloss von zwei Gärten: Der eine zeigt sich im Stil des Barock, der andere ist vor allem den nützlichen Kräutern des Erzgebirges gewidmet. Außerdem gibt es ein Restaurant und eine Falknerei. Dort finden mehrmals am Tag Vorführungen mit den großen Greifvögeln statt. Seit 2019 ist das Schloss zusammen mit der Lauensteiner Kirche im Rahmen der erzgebirgischen Montanregion UNESCO Welterbe. Und was auf keinen Fall vergessen werden darf: Gleich um die Ecke ist für die nächsten sieben Tage unser gemütliches Quartier…
Erste Tagestour nach Geising
Die Gegend um das Schloss ist keineswegs der höchste Punkt von Lauenstein. Daher geht es bei der ersten Tour zunächst noch ein paar Meter bergauf bis zum idyllisch gelegenen Waldschwimmbad. An diesem Punkt gibt es den besten Handyempfang in ganz Lauenstein sogar im 4 G Bereich. Weiter unten sind nur Netze aus der grauen Vorzeit der mobilen Telefonie zu finden. Also wird die Gelegenheit genutzt um ein paar digitale Grüße in die weite Welt hinaus zu senden.
Der nächste Halt ergibt sich im Bereich eines Pferdehofes. Hier grasen die Gäule nicht nur auf den Koppeln. Vielmehr spazieren sie gemütlich auf der Straße herum um die Wanderer freundlich zu begrüßen. Denken wir. Doch dann zeigt sich, dass sie auf einen Mann warten, der gerade mit Leckereien für die Vierbeiner auftaucht. Autos fahren hier höchst selten, meint der Pferdefütterer. So sei es kein Problem, dass die Tiere nicht unbedingt im Inneren der Koppel bleiben wollen.
Eines der kleinen Ponys im Shetland Look scheint uns besonders gern zu mögen. Es trottet noch eine Weile hinter uns her als wir eine der typischen Hochflächen des Osterzgebirges überqueren. Sie sieht irgendwie noch intakt aus mit dem Teppich aus bunten Bergblumen im saftigen Gras. Das Pony fängt sofort zu fressen an und wir drei müssen unseren Weg ohne seine freundliche Begleitung fortsetzen. Wo es lang geht Richtung Geising wissen wir aber nicht so genau und die Navi App können wir auch nicht fragen weil hier überhaupt kein Netz vorhanden ist.
Also machen wir es wie in längst zurück liegenden Wanderjahren und laufen einfach mal drauf los. Wir überqueren eine gemähte Bergwiese, machen uns kurz bekannt mit ein paar Rollen aus Heu und werfen einen Blick auf den Geisingberg. Schließlich stehen wir vor einem steil abfallen Hang, der mit dichtem Wald bedeckt ist. Hier müssen wir hindurch, mischt sich plötzlich unsere Navi App ein, die offenbar gerade wieder mal ein Netz gefunden hat. Der zuversichtliche Enkel übernimmt jetzt die Rolle des Pfadfinders und wir stolpern fröhlich hinterdrein bis an den Rand eines Friedhofs. Da wir uns bei dem Abstieg aber keineswegs das Genick gebrochen haben, suchen wir auch keine letzte Ruhestätte, sondern den ehemaligen Bahnhof von Geising. Hier halten zwar auch heutzutage noch Züge. Doch vor allem können sich hungrige Wanderer in der ehemaligen Halle mit frischem Kaffee und Kuchen stärken. Da haben sich die Tour und der Abstieg doch wirklich gelohnt…
Die besondere Ziege
Von Lauenstein aus ist auch der Besuch im Wildpark Hartmannsmühle eine gute Idee, findet der Enkel. Wir stimmen ihm spontan zu und schon machen wir uns gleich nach dem Frühstück auf die Socken. Zunächst geht es erst mal wieder hinab zum Bahnhof.
Anschließend schlängelt sich der nicht gerade herausfordernde Weg gemütlich an der Müglitz entlang. Das ist ein besserer Gebirgsbach, der sich Fluss nennt und in bestimmten Zeiten tatsächlich zum reißenden Strom werden kann. Doch diesmal plätschert er friedlich in seinem Bett und wir haben erneut Gelegenheit, uns dem Anblick der bunt blühenden Bergwiesen zu wiedmen. Nach etwa eineinhalb Stunden ist der Wildpark erreicht.
Dieser ist ein echtes Highlight mit einer berühmten Ziege. Sie kann selbstständig die Türen der Gehege öffnen um spazieren zu gehen. Ihr ist der Futterautomat sehr sympathisch und sie weiß offenbar sehr genau, wie sie damit umgehen muss. Uns ist das nicht ganz so schnell klar – d. h., wir hantieren mit dem widerspenstigen Kasten eine Weile herum. Doch es kommt kein Körnchen Futter heraus obwohl wir unseren Obolus entrichtet haben. Die Ziege aber hat nichts bezahlt und packt es trotzdem, dem Kasten Futter zu entlocken. Wie sie das schafft, weiß niemand – auch nicht die freundliche Frau, die im Empfangskabuff die Besucher begrüßt.
Nun, wir gönnen der besonderen Ziege natürlich das Futter und kommen auf die kluge Idee, selber welches zu fassen. Zum Glück gibt es für hungrige Menschen das Wildpark Stüb’l mit Biergarten. Ach ja, nichts schmeckt nach einer sommerlichen Tour so gut wie ein naturtrübes Weißbier – ganz gleich, ob in Bayern oder im sächsischen Osterzgebirge. Prost und guten Appetit…
Altenberg im Sommermodus
Ein Besuch in Altenberg maß unbedingt sein. Zu neugierig sind wir, wie sich der weltberühmte Ort spannender Wettkämpfe des Wintersports im Sommerkleid präsentiert. Da ist im Skistadion nichts mehr zu sehen von den Loipen, in die wir während des Winters immer wieder einsteigen. Stattdessen zieht sich an gleicher Stelle ein schmaler Knüppeldamm über ein kleines Hochmoor. Na gut, ein echtes Hochmoor ist es nicht, nur eine meist feuchte Wiese. Das Rodelhaus am Gipfel aber ist offen und die sommerliche Rodelbahn ist in Betrieb. Zunächst steht der Enkel etwas reserviert an ihrem Rand. Dann aber wagt er die erste Abfahrt. Danach wird er voll vom Rodelfieber gepackt während wir beide die Kneippanlage ausprobieren.

Abstieg
Zum letzten Mal für diesen Sommer geht es den steilen Weg zum Bahnhof hinab, wo der Zug Richtung Dresden auf uns wartet. Nach einer Stunde kommen wir im Hauptbahnhof der sächsischen Hauptstadt an. Schnell noch einen Kaffee trinken bevor es endgültig nach Hause geht…
Fotos c peterbachstein
Die Sommerwanderung lädt wirklich zum Verweilen ein. Die Fotos erzählen die Schilderung der Sehenswürdigkeiten. Schöner Artikel.
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vielen dank, freut mich, dass dir der artikel gefällt,,,
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