Am 19. Februar 2020 jährt sich der Todestag von Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) zum zwanzigsten Mal. Dieser österreichische Maler und Architekt ist ja bestens bekannt aufgrund seiner tanzenden Neubauten und endlosen Linien. Außerdem befasste er sich intensiv mit Person und Werk des Künstlers Egon Schiele (1890-1918). Diese Aspekte bilden die Schwerpunkte der Kunstausstellung „Hundertwasser – Schiele. Imagine Tomorrow“, die vom Wiener Leopold Museum anlässlich des 20. Todestages des frühen Ökoaktivisten gezeigt wird. Dabei spielt auch die Reinszenierung der „Hamburger Linie“ eine Rolle, ein Kunsthappening, das Hundertwasser mit weiteren Künstlern in besagter Hansestadt einst vom Stapel ließ.
Hundertwassers „Endlose Linie“ in Hamburg und Wien
Hundertwasser, der weit über Österreichs Grenzen hinaus wirkenden Maler, Vorkämpfer der Ökologiebewegung und Gestalter von Lebensräumen, prägte die Kunst des 20. Jahrhunderts auf charakteristische und unverwechselbare Weise. Er hatte auch keine Scheu vor spektakulären Aktionen. So arbeitete er gemeinsam mit den Dichter-Künstlern Bazon Brock und Herbert Schuldt während seiner Gastdozentur an der Hamburger Hochschule für bildende Künste ab 18. Dezember 1959 an der Erschaffung einer „unendlichen Linie“. Diese sollte später als „Linie von Hamburg“ in die Kunstgeschichte eingehen und in Hundertwassers Schaffen immer wieder auftauchen. In einem performativen Akt zogen damals die Teilnehmenden mit Pinsel und Farbe Tag und Nacht quasi im Schichtbetrieb eine ungleichmäßige Linie über Wände und Fenster. Ziel war es, die vegetative Spirale Hundertwassers im Lebensraum zu entfalten. Die nicht genehmigte Aktion wurde von der stockkonservativen Hochschulleitung als Skandal empfunden und so untersagte sie die Fortführung des Happenings. Sie ahnte nicht, dass sie sich selbst ins Knie geschossen hatte, denn der aufsteigende Stern der europäischen Kunst hängte die Gastprofessur als Protest gegen das Verbot an den Nagel um anschließend weltberühmt zu werden. Da hätte die hanseatische Kulturbürokratie ihn gern als Aushängeschild wieder haben wollen. Hundertwasser jedoch war als künstlerischer Weltreisender unterwegs. Trotzdem hinterließ er in Deutschlands Norden auch seine Spüren in Form seiner endlosen Linien. Wer den Bahnhof der kleinen Hansestadt Uelzen schon mal besucht hat, wird auf dem dortigen Bahnsteig diese Linie in Form eines Mosaiks bemerkt haben.
In Erinnerung an das Hamburger Happening von 1959 als Beginn dessen, was heute Aktionskunst genannt wird, gibt es eine Reinszenierung der „Endlosen Linie“. Sie startet am heutigen 18. Februar und endet trotz des endlosen Gedankens am 20. Februar zur Eröffnung der Ausstellung. Gezogen wird diese „Linie von Wien“ von Studierende der Wiener Universität für angewandte Kunst unter der Ägide des Künstlers und Kunsttheoretikers Bazon Brock, der ja auch in Hamburg schon dabei war und später Professor in Wuppertal wurde. Die in Wien entstehende Linie, gleichsam eine Hommage an Friedensreich Hundertwasser, der übrigens auch als „Dunkelbunt“ unterwegs war, wird Teil der Ausstellung. Die Aktion wird filmisch dokumentiert und der Schaffensprozess für die BesucherInnen der Schau auch in Form einer Videodokumentation erlebbar.
Künstlerische Korrespondenzen zwischen Hundertwasser und Schiele
Kaum bekannt aber sind die unerwarteten aber offensichtlichen gestalterischen Korrespondenzen zwischen Hundertwasser und Schiele. Sie inspirierten Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums zu diesem außergewöhnlichen Projekt. Diese von Robert Fleck kuratierte Ausstellung führt anhand von rund 200 Objekten, in Form eines künstlerischen Dialoges, von Hundertwassers Verschimmelungsmanifest zu Schieles Haus- und Städtebildern, von dessen Landschaften zur vegetabilen Abstraktion in Hundertwassers Werken. Erstmals präsentiert das Leopold Museum diese zusammen 100 Jahre Kunstgeschichte umspannenden Ikonen österreichischer Kunst in einem völlig neuen Licht und zeigt die Verbindungslinien dieser besonderen Wahlverwandtschaft.
Die Kunstausstellung „Hundertwasser-Schiele. Imagine Tomorrow“ beginnt am 21. Februar und geht bis zum 31. August 2020. Eröffnung ist am 20. Februar, ein Tag nach dem 20. Todestag Hundertwassers.
Foto: Ein Teilstück der „Endlosen Linie“ auf dem Bahnsteig des Hundertwasser-Bahnhofs von Uelzen als Mosaik. © peter bachstein
Immer wieder schön, etwas über Hundertwasser zu lesen …
Habe ja die Grüne Zitadelle in Magdeburg 2013 besucht und auch im Sept. 2015 einen post dazu veröffentlicht.
Lieben Gruß aus Ffm-Höchst an euch beide
Charis ❤
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Hier mal ein sehr treffendes Zitat von ihm:
„Die Bilder sind für mich Tore, die es mir ermöglichen, wo es mir gelungen ist, sie aufzustoßen in eine Welt, die uns gleichzeitig sehr nah und sehr fern ist, wo wir keinen Zutritt haben, in der wir uns befinden, aber die wir nicht wahrnehmen können, die gegen die tatsächliche Welt ist“
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