Holnis ist der nördlichste Ort Deutschlands und liegt an der Flensburger Förde mit Blick auf die dänische Küste. Das dortige Ostseecamp war der diesjährige Zielort des obligaten Sommerurlaubs mit Enkel.
Abenteuerfahrt zum nördlichsten Zipfel
Nun verbinden die meisten Leute Campingurlaub mit Autofahren, was aber für den Großstadtwanderer und die geheimnisvolle Besucherin aus den bekannten augentechnischen Gründen nicht möglich ist. Außerdem ist der Enkel ein leidenschaftlicher Eisenbahnfan und das Fahren mit diversen Zügen gehörte schon immer zu seinen wichtigsten Urlaubserlebnissen. So war für ihn die zehnstündige Fahrt mit Regionalzügen und ICE bis Flensburg das erste Highlight dieses Urlaubs, wobei er die leichte Pannenlastigkeit noch als besondere Würze wahrnahm. Auch die zusammengstückelte Busfahrt vom Flensburger Hauptbahnhof nach Holnis hatte den Nimbus eines echten Abenteuers. Schließlich gings zum nördlichsten Zipfel, wie der Großstadtwanderer immer wieder mit ausschmückenden Erzählungen unterstrich und das klang für den Enkel, als wären sie auf Enddeckungstour in die verstecktesten Winkel der Welt.
Alte Stullen statt frischem Flammkuchen
Als uralter Hase in Sachen Campingurlaub behauptet der Großstadtwanderer, dass er die Atmosphäre eines Campingplatzes mit dem ersten Atemzug erschnuppern kann und hier schnupperte es zunächst nach dem verführerischen Duft von frischem Flammkuchen. Ein echtes Plus für das Ostseecamp Holnis und er wäre am Liebsten gleich ins Bistro gegangen um sich einen solchen Elsässer Fladen, den es in den hohen Norden verschlagen hatte, zu genehmigen. Die geheimnisvolle Besucherin war jedoch sehr renitent der Meinung, dass sie zunächst mal den gemieteten Wohnwagen sowohl unter die Lupe wie in Besitz nehmen sollten. Außerdem hätten sie ja noch etwas Reiseproviant, dessen Verzehr vorm Eintritt seines Verderbens Vorrang vor jedem Kuchen, ganz gleich ob Flamm oder Strudel, hätte. Da ihre Anordnungen bisweilen die Notwendigkeit des strikten Befolgens beinhalten, gabs also die letzten Käsestullen aus Berlin und dazu von der Sonne gewärmtes Wasser kurz vor der Kochstufe.
Strandbesuch und dann doch noch Flammkuchen
Mit Wasser gings übrigens sofort weiter denn nach dem kargen Mal und einer kurzen Runde durch den erstaunlich gemütlichen Wohnwagen stand ein erster Strandbesuch auf dem Einstiegsprogramm. Der neunjährige Knirps stürzte sich auch sofort in die Fluten, die ihm jedoch kaum bis zum Bauchnabel reichten, denn dieser Bereich der Förde ist ein Niedrigwasserparadies. Sehr gut für Familien mit Kindern – aber eventuell etwas ärgerlich für besonders hartgesottene Extremschwimmer, die zunächst mal Richtung Dänemark waten müssen ehe sie Ansätze von bodenloser Tiefe erreichen. Der Enkel hatte übrigens sofort Aufnahme in eine Kinderhorde gefunden, die wild entschlossen war, Fische fürs Abendbrot zu fangen. Die Fische hatten aber offenbar Lunte gerochen und ließen sich zu ihrem Glück an diesen Strandabschnitt nicht blicken. Trotzdem gab es Fisch zum Abendbrot – in Form eines Flammkuchens mit Lachs im Bistro des Campingplatzes. Die geheimnisvolle Besucherin war begeistert und sogar der bis dahin nicht gerade als esswütig bekannte Enkel verputzte ein paar größere Happen.
Hemmungslos futtern
Der Kleine entwickelte sich übrigens im Laufe dieses Urlaubs nicht unbedingt zum Vielfraß, aber ein bisschen in diese Richtung. Besonders der Kuchen sowie die Torten im hohen Norden hatten es ihm angetan und es war schon erstaunlich, welche Berge er davon verdrücken konnte. Der Großstadtwanderer hatte in dieser Hinsicht auch nicht die geringsten Hemmungen und lange ordentlich zu bis die geheimnisvolle Besucherin meinte, sie sollten außer Kuchen essen auch mal was anderes machen – Eis essen zum Beispiel…
Familiencamp und DLRG am Strand
Dieses Ostseecamp mit seiner entspannten Atmosphäre outete sich von Beginn an als hervorragender Platz für Familien mit Kindern. Der Enkel schien der gleichen Meinung zu sein, zog permanent mit sämtlichen Knirpsen des Camps durch die Landschaft und ging dabei kein einziges Mal verloren. Ohne besondere Absprachen klappte ganz spontan auch die Vernetzung zwischen den Eltern bzw. Großeltern oder was die Kinder sonst an Erwachsenen dabei hatten. Auch wenn die Kinder im Wasser unterwegs waren, gabs am Strand immer genügend wachsame Augen – einige davon auch im Rahmen der DLRG, deren Rettungsboot von den Kindern übrigens ausgiebig bestaunt wurde.
Erfreulicherweise verfügte dieser Campingplatz über einen recht großzügigen Sanitärbereich, dessen Duschen kostenlos und ohne Chips oder ähnliches zur Verfügung standen. Auch zwei behindertengerechte Duschkabinen waren vorhanden – jeweils eine im Frauen- und eine im Männerbereich. Da der Großstadtwanderer und die geheimnisvolle Besucherin als Menschen mit Sehbehinderung immer gemeinsam in die Dusche gehen, wählten sie hier die im Frauenbereich. Als Problem hatte das aber niemand wahrgenommen. Den Schlüssel für diese separaten Kabinen gab es selbstverständlich auch kostenlos.
Werbung? Nee…
Der Großstadtwanderer möchte am Schluss höflichst darauf hinweisen, dass obiger Beitrag über einen schönen Familienurlaub an der Flensburger Förde nichts mit Werbung zu tun hat. Er bekam dafür keinen Pfennig, keinen Groschen, keinen Cent, aber auch keinen Doller, Rubel oder Euro und auf seinem leeren Teller landete auch kein kostenloser Flammkuchen. Schade eigentlich, den hätte er als Bestechung gern genommen…
Alle Fotos (c) peter bachstein
Erstaunlich, dass es solche Kleinode immer noch irgendwo gibt, man muss sie eben nur finden, was aber dann ja mal als Zug-und Busfahrer schwierig sein kann, da sollte man vorher schon explizit wissen, wo man hin will.
Wir waren früher gern mal die Reisenden „Schaun-wir mal“, aber das natürlich mit dem Auto, und haben somit zum Teil sehr innige Orte gefunden, wo wir dann hängen blieben bis Uraubsende.
Aber noch mit den Kindern hatten wir natürlich ausgesucht und vorgeplant, was bedeutet, schnell ankommen und da sein.
🙂
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Wie schön zu sehen und zu „diagonesen“ – für ausführlich leider keine Zeit!
Lieben Gruß
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