Der Winter geht, der Frühling kommt und der Wald ruft. Die ersten Wanderer schnüren schon bald ihre Schuhe und schnappen sich den Rucksack um hinaus zu ziehen ins Grüne. Das sorgt für positives Feeling sowie gute Laune und fördert obendrein die Gesundheit…
Wald statt Apotheke
Wandern im Wald hat viele positive Aspekte. Man atmet frische saubere Luft, kann Tiere beobachten und wilde Pflanzen bewundern. Man kann es auch sportlich betrachten und ganze Marathonstrecken zurücklegen oder unter einem grünen Blätterdach faulenzen um vor sich hin zu träumen. Ein großartiges Feeling in jedem Fall und die gesundheitliche Wirkung kommt fast unbemerkt auf leisen Sohlen – ganz ohne Pülverchen und Pille – ganz ohne Arzt oder Apotheker.
Wirkung des Waldes erwiesen
Okay, lassen wir die Ärzte nicht ganz außen vor. Vielen ist die positive Wirkung des Wanderns im Wald längst bekannt und sie raten ihren Patienten immer häufiger zu therapeutischen Aktivitäten, die unter dem Begriff „Waldbaden“ bekannt sind. Auch die medizinische und psychologische Forschung hat sich mit der gesundheitsfördernden Wirkung des Waldes beschäftigt und zwar mit handfesten Ergebnissen.
So ist inzwischen erwiesen, dass sich unser Gehirn im Wald schneller regeneriert und dass selbst kurze Aufenthalte unter einem grünen Blätterdach die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Allein schon der Anblick des Waldes hat positive Auswirkungen auf Genesungsprozesse, wie Untersuchungen in Krankenhäusern zeigten. Demnach wurden Patienten, die vom Krankenbett aus den Wald sehen konnten, schneller gesund als Andere, vor deren Fenster nur Häuser zu sehen waren und alleine eine Fototapete mit Wald drauf scheint zu reichen, um Stress abzubauen.
Es geht aber noch weiter: Sogar gegen Krebs scheint der Wald in gewissem Umfang wirksam zu sein und Leute, die in der Nähe eines Waldes leben, leiden statistisch gesehen seltener an Diabetes. Waldwandern senkt den Blutdruck, stärkt das Herz und das Immunsystem sodass entsprechende Personen seltener von Herzinfarkt und Infektionskrankheiten betroffen sind. Auch Lauftraining in der Natur ist zumindest gesundheitlich betrachtet offenbar effektiver als auf dem Laufband, wie die Gesundheitswissenschaftlerin Daniela herausfand. Sie verglich die Zufriedenheit der Testpersonen nach dem Training. Demnach war der Zufriedenheitspegel bei den Naturläufern, die übrigens durch die Berge gehetzt wurden, in die Höhe geschnellt, bei der Laufband-Kontrollgruppe jedoch gleich geblieben.
Doch woher kommt die Wirkung?
Gut, passionierte Wald-, Berg- und Naturwanderer können diese positiven Effekte mit Sicherheit bestätigen. Die Forscher wollten jedoch wissen, woran das liegt um das Waldbaden bei Krankheiten gezielt einsetzen zu können. Dabei fanden japanische Forscher heraus, dass es im Wald offenbar Duftstoffe gibt, die unser Immunsystem stärken – die sogenannten Terpene. Dazu gehören u. a. auch die Gase, die beispielsweise von Nadelbäumen zur Feindabwehr abgegeben werden. Interessanterweise haben die japanischen Forscher auch festgestellt, dass die Konzentration dieser Stoffe in Nasenhöhe der Menschen am höchsten ist.
Ein echter Vorteil beim Waldbaden, das übrigens nicht nur die Möglichkeit eröffnet, gesundmachende Duftstoffe zu tanken, sondern auch anregt, körpereigene Gesundheitspartikel zu produzieren. So wird beispielsweise ein Nebennierenhormon mit der kryptischen Bezeichnung DHEA verstärkt ausgeschüttet, das erfreulicherweise vor Herzinfarkt schützt. Die Ausschüttung von Stresshormonen hingegen wird beim Waldwandern zurückgefahren.
Alles interessante Einzelaspekte, die erst allmählich den Wald als Gesamtheit in den Fokus von Prävention und Therapie rücken. Darüber hinaus aber gibt es noch einen umfassenderen Zusammenhang, wie der Evolutionsbiologe E. O. Wilson feststellte. Nach seiner „Biophilie“ ist der Mensch seit es ihn gibt, mit der Gesamtnatur auf eine Weise verbunden, die sich nicht nur in der Nutzung der Natur als Nahrungs- und Rohstoffquelle erschöpft. Vielmehr geht der Harvard Forscher davon aus, dass der Mensch den Konbtakt, die Gemeinschaft mit anderen nichtmenschlichen Lebewesen braucht, um sowohl seelisch wie körperlich gesund zu werden und zu bleiben.
Wo wäre das besser möglich als in einem Wald mit seiner Vielfalt an Leben. Allerdings dürfen die Wälder dann nicht nur als Holzplantagen betrachtet werden denn die bieten diese Vielfalt nicht und sind außerdem langweilig und öde. Es muss wieder zugelassen werden, dass sie ganz einfach Wald sein dürfen mit allem, was die Waldnatur so hervorbringt und in denen es Spaß macht zu wandern, zu rasten und zu träumen.
Stadtwälder
Nun muss man nicht gleich in die Wildnis umziehen wenn man die gesundheitlichen Aspekte des Waldes genießen möchte. Zum Waldwandern eignen sich auch Stadtwälder oder stadtnahe Wälder. Viele von ihnen sind übrigens längst besser als manch ländliche Holzplantage. Das nebenan ist übrigens ein Blick in die Eilenriede, den Stadtwald von Hannover – ein gar nicht so kleines Revier für städtische Waldwanderer. Und hier gibt’s weitere interessante Infos zu den gesundheitlichen Aspekten von Stadtwäldern…