Ostseeurlaub im Campingfass

campingfass fünf von vera schwarz - KopieImmer mehr Campingplätze bieten große Hozfässer als Ferienquartiere an. Eine höchst attratkive Übernachtungsmöglichkeit für Reisende, die zwar weder Zelt noch Caravan durch die Gegend schaukeln wollen, aber trotzdem Lust auf Campingurlaub haben…

Ungeplante Urlaube…

…sind immer die spannendsten und als der Großstadtwanderer auf den letzten Drücker ein Campingfass an der Ostseeküste an Land ziehen kann, ist er sofort hell begeistert denn diese durchaus innovative Übernachtungsmöglichkeit verspricht ein ganz neues Urlaubserlebnis. Da können auch die eher etwas trüben Wetteraussichten für das zwischen Wismar und Boltenhagen gelegene Reiseziel die hervorragende Urlaubslaune nicht dämpfen. Außerdem signalisiert die geheimnisvolle Besucherin ebenfalls spontane Vorfreude bezüglich der Ferien im Fass und so kanns losgehen auf die etwa achtstündige Reise mit Bahn und Bus zum Campingplatz Niendorf an der Wohlenberger Wiek, einer flachen Bucht am Rande der größeren Wismarer Bucht…

Wohlenberger Wiek c peter bachstein

Was erwartet man von einem Fass?

Vielleicht, dass es nach Rum, Whisky oder Wein riecht. Und tatsächlich: Im Inneren des viereinhalb Meter langen Campingfasses riecht es – jedoch nicht nach Alkohol, sondern würzig und einladend nach Holz. So kommt spontan ein gewisses Blockhaus-Feeling auf, obwohl natürlich auch die Innenwände die typischen Rundungen eines Fasses haben. Dieses ist übrigens räumlich zweigeteilt.

Campingfass räumlich zweigeteilt c peterbachstein - Kopie

Die Gestaltung Im vorderen Raum…

…erinnert den Großstadtwanderer an uralte hölzerne Rummelplatzwohnwagen aus den Fünfzigerjahren oder an kleine skandinavische Sommerhäuschen. Es gibt links und rechts zwei Bänke, die zwei Meter lang und 70 Zentimeter breit sind. Diese können auch als Betten genutzt werden – für Kinder beispielsweise. Der hintere Raum ist waagerecht geteilt. Im oberen Bereich befindet sich ein Doppelbett, in dem eventuell auch Basketballspieler Platz finden würden. Leute wie die geheimnisvolle Besucherin und der Großstadtwanderer, die größenmäßig fast unterm Teppich spazieren gehen könnten, müssen da oben aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig abhanden kommen. Im unteren Bereich des rückwärtigen Raumes befindet sich ein tiefer bekriechbarer Schrank. Einen Tisch gibt es natürlich auch. Der ist zwischen dem oberen und unteren Bereich versteckt und kann herausgezogen werden.

Campingfass Doppelbett c peter bachstein

 

Alles in allem also eine höchst gemütliche Bude und damit auch dieses Fass nicht ganz alkoholfrei bleibt, zaubert die geheimnisvolle Besucherin aus ihrem Rucksack ein Fläschchen Riesling und zwei Gläser hervor. Ein Prösterchen auf diese temporäre Behausung, die übrigens auch Steckdosen und Lampen hat.

Drei Campingfässer auf dem Campingplatz Niendorf c peter bachstein - Kopie

Der Campingplatz selbst…

…macht einen ruhigen, entspannten und gepflegten Eindruck. Es gibt einen Minimarkt, der den Großstadtwanderer an die Tante-Emma-Läden seiner frühen Kindheit in den Fünfzigerjahren erinnert – so mit kleiner Ladentheke, an der die Kunden noch von den Inhabern persönlich bedient werden. Da fehlen nur noch die einst typischen Gläser mit Bombons, die für die Kinder aus der nebenan stehenden Spielhütte sicherlich ein Verkaufsmagnet wären. Für Camper, die keine Küche dabei haben oder solche, die in den drei Fässern wohnen, steht eine Küche mit Kochplatten, Backofen, Mikrowelle und Kaffeemaschine im Sanitärgebäude zur Verfügung.

Besucht wird der Platz offenbar von sehr unterschiedlichen Gästegruppen. Zwar scheinen Familien das Hauptkontingent zu bilden. Aber auch Reisende, die auf unterschiedlichsten Rundkursen unterwegs sind, gehören zum Besucherbild des Platzes. Die multilinguale Zusammensetzung der Gäste rundet den überwiegend positiven Eindruck des Niendorfer Campingplatzes ab.

Ein kleines Haar in der Suppe…

…gibt es aber auch hier und das betrifft das Thema barrierefreies oder inklusives Reisen insbesondere für Blinde und Sehbehinderte. Da der Großstadtwanderer und die geheimnisvolle Besucherin zu dieser Bevölkerungsgruppe gehören, treten sie nach Möglichkeit im Doppelpack auf weil sie da fast unschlagbar sind. Einzeln stoßen sie jedoch bisweilen auf visuelle Grenzen – beispielsweise im Sanitärbereich, der ja meistens nach Männlein und Weiblein getrennt ist. Da macht es sich gut, wenn es in solchen Sanitärbereichen Abteile für Behinderte gibt, den die Beiden gemeinsam betreten dürfen. Im Zuge der Weiterentwicklung des barrierefreien Tourismus sind solche Abteile auf immer mehr Campingplätzen anzutreffen – auf dem Niendorfer Platz leider noch nicht. Als rettende Lösung gibt’s dann dieses Mietbad, was jedoch einen Extraobolus kostet.

Ein zweiter etwas problematischer Punkt, den der Campingplatz jedoch nicht zu verantworten hat, betrifft die Küstenstraße, die zwischen Platz und Strand entlangführt und für Sehbehinderte oder Blinde eine durchaus abenteuerliche Barriere darstellt. Hat man diese jedoch nach einer halben Stunde endlich ohne plattgefahrene Füße überwunden, offenbart sich auch Leuten mit Seheinschränkung sofort das großartige Feeling dieser wunderschönen Wohlenberger Wiek. Ein Ort zum Träumen bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit…

IMG_6547 - Kopie

Die Campingfässer als Urlaubsquartier…

… sind aber ein echter Hit insbesondere für Leute, die nicht mit dem Auto reisen wie beispielsweise Sehbehinderte und Blinde. Da spart man sich das Mitschleppen von Zelten, die in ihren Ausmaßen bekanntlich begrenzt sind. Da bietet ein Fass sehr viel mehr Platz als etwa ein Igluzelt.

Campingfass zwei von vera schwarz - Kopie

Fotos: 1. und 6. Vera Schwarz, 2., 3., 4., 5. peter bachstein

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2 Gedanken zu “Ostseeurlaub im Campingfass

  1. Super Idee! Habe ich schon mal in einem Bericht gesehen – solche „Wohn“fässer! Ich glaube die gibt es jetzt vermehrt. Könnte ich mir auch vorstellen für wenige Übernachtungen! Für einen ganzen Urlaub wäre mir das zu eng! Liebe Grüße, Sigrid

    Gefällt 1 Person

    • also wir hatten das fass eine woche lang als quartier. wir fanden das gar nicht so eng, zumal wir ja die meiste zeit unterwegs waren und das fass nur als schlaf- und frühstücksquartier benutzten. allerdings haben die hier beschriebenen fässer keine küche, was im vergleich mit ferienhütten, die sowas meistens haben, ein gewisser nachteil ist wenn man alle mahlzeiten im quartier einnehmen will. allerdings bin ich auch enge gewöhnt, wenn ich an manche biwakschachtel denke. im vergleich damit ist das fass echter komfort…
      liebe grüße
      peter

      Gefällt 1 Person

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