Das Handtuch von Bautzen

Immer wenn der Großstadtwanderer irgendwo auf der großen weiten Welt das Handtuch von Bautzen erwähnt, sind die Zuhörer etwas irritiert. Soll es in der tausendjährigen Senfstadt an der Spree etwa nur ein einziges Handtuch für immerhin vierzigtausend Einwohner plus zahlloser Besucher geben? Nun, in gewisser Weise schon, doch es ist nicht zum abtrocknen geeignet, hängt auch nicht an der Wand, sondern steht mitten in der Stadt am Rande des Hauptmarktes.

Nun gibt es ja bekanntlich Handtücher, die vom häufigen Gebrauch so steif sind, dass man sie in die Ecke stellen kann, was auch auf ein gewisses Alter hindeutet. Auch das Handtuch von Bautzen verfügt über ein gewisses Alter, denn es steht schon seit dem Jahre 1480 am Hauptmarkt und da es das schmalste Gebäude der Stadt ist, bekam es diesen netten Namen.

Ein solch malerisches Gebäude wie das Handtuch kann natürlich nicht einfach nur so in der Gegend herumstehen wie jedes x-beliebige Haus, sondern sollte schon auf originelle Weise genutzt werden. Was läge da näher als die Einrichtung eines gastronomischen Betriebes? Und so ist das Handtuch zu einem der schnuckeligsten Cafés in der Bautzener Altstadt geworden und für Weitgereiste gibt es auch noch drei schöne Zimmer und eine Ferienwohnung.

Für den Großstadtwanderer und die geheimnisvolle Besucherin ist das Handtuch vor allem ein Ort des kleinen Genusses. Hier gibt es zwar keine große Speisekarte, dafür aber eine kleine Auswahl frischer Eintopfgerichte, die hervorragend zur Holztischatmosphäre des Handtuchs passen. Die Krönung aber sind diese unfiltrierten Biere aus der Frentzel Brauerei, zu der sowohl das Handtuch wie auch die Spree Pension gehören. Bei diesen hellen und dunklen Gerstensäften kann übrigens auch die geheimnisvolle Besucherin nicht nein sagen, obwohl sie beim Bier als durchaus wählerisch bekannt ist.

Unfiltriertes Bier aus der eigenen Brauerei zum passenden Eintopf

Übrigens könnten Besucher des Handtuchs auf die kluge Idee kommen, nach Speis und Trank mal eben das WC des malerischen Lokals zu besuchen. Auch wenn die üblichen Gründe dafür gar nicht vorliegen, lohnt sich der Abstieg über die steile Treppe, denn das Örtchen befindet sich im mittelalterlichen Kellergewölbe und wer möchte ein Solches nicht gerne mal besichtigen. Längere Leute sollten aber den Kopf ein bisschen einziehen, denn die Höhe der Gewölbe entsprach den körperlichen Maßen einer längst vergangenen Epoche.

handtuchWC im alten Gewölbe

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3 Gedanken zu “Das Handtuch von Bautzen

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